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Hinter einer Gruppe von Volksfestgästen stecken oftmals ganz verschiedene Bierzelttypen. Foto: webflasher.
Hinter einer Gruppe von Volksfestgästen stecken oftmals ganz verschiedene Bierzelttypen. Foto: webflasher.

Ansbacher Kerwa: 5 Bierzelttypen, die jeder kennt

Ein Volksfest ist ein großartiges Erlebnis, das Bierzelt ein außergewöhnlicher Ort mit einzigartiger Stimmung. Da trifft man schon einmal auf ungewöhnliche Gestalten und Typen, die einen mit ihrem Verhalten ratlos machen – gerade auch aus dem eigenen Freundeskreis. Wie nützlich wäre da doch eine Beschreibung der gängigsten Prototypen von Charakteren in einem Bierzelt! Anlässlich des Beginn der Ansbacher Kirchweih, die natürlich ganz Ansbach nur „Ansbacher Kerwa“ nennt, hat sich diese Redaktion die Mühe gemacht, auf Basis jahrelanger qualitativer soziologischer Beobachtungen dieses einzigartigen sozialen Raums folgende 5 Bierzelttypen zu charakterisieren, ihre typischen Verhaltensweisen ausführlich zu beschreiben und nützliche Tipps im Umgang mit den jeweiligen Bierzelttypen auf den Weg zu geben. Der eine oder die andere wird sich sicherlich in einer oder gar mehrerer  dieser überspitzten Personenbeschreibungen wiedererkennen und es hoffentlich mit Humor nehmen.

Die Krüge – hoch! Das Bierzelt ist einfach ein einzigartiger Ort. Foto: webflasher.

1. Die Knauserige

Im Alltag fällt sie in der Freundesgruppe deutlich weniger auf als auf dem Volksfest; einem Ort, an dem man eigentlich nicht jeden Euro dreimal umdrehen sollte, wenn man Spaß haben will: Die Knauserige. Sie – tendenziell ist dieser Bierzelt-Typ gefühlt deutlich öfter weiblich als männlich – ist eine typische, vermeintlich arme Studentin, häufig aus den schwäbischen Gefilden, die es sich zum Hobby, nein zur Lebensaufgabe gemacht hat, überall das beste Angebot herauszuholen und keinen Cent „unnötig“ auszugeben. Ihr Motto: „Auf dem Volksfest ändert sich doch jedes Jahr nichts, außer die Preise“.

Als erstes wird ausführlich die Speise- und Getränkekarte studiert

Und trotzdem ist sie dort jedes Jahr erneut zu finden. Am Platz angekommen, folgt erst einmal ein einstündiges Studium der Getränke- und Speisekarte. Natürlich lässt es sich die Knauserige dabei nicht nehmen, sich jede Minute über die unverschämt hohen Preise zu brüskieren, die ja wohl in keiner Relation zu den Zutaten und dem Aufwand stehen. Dabei packt sie ihr beeindruckendes fotografisches Preisgedächtnis aus und betont bei jedem einzelnen Getränk, wie viel es noch im vergangenen Jahr gekostet hat. Außenstehende fragen sich, welcher Sinn hinter diesem Preisstudium überhaupt steckt, ist sie doch am Ende eh zu geizig, um irgendetwas zu essen und als Getränk kommt für sie sowieso nichts anderes infrage als eine Maß Bier. Eigentlich mag sie ja lieber Radler, aber das wäre ja halbe Geldverschwendung. In Wahrheit verfolgt die Knauserige damit zwei, für sie sehr plausible Gründe:

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  1. In dieser ersten Stunde muss sie noch nichts bestellen, auch wenn die Kellnerin dreimal nachfragt, was sie denn jetzt will
  2. Dieses Speisekartenstudium ist für sie einfach ein krankhaftes Hobby, das sie nicht sein lassen kann und das ihr auf einer perfiden Art und Weise Spaß macht

Wehe jemand trinkt aus ihrer Maß!

Hat die Knauserige letztendlich doch einmal ihre Maß bestellt und erhalten, so verteidigt sie diese mit Argusaugen. Wehe jemand verschüttet auch nur einen Tropfen davon oder verwechselt die eigene Maß mit ihrer und trinkt daraus! Der oder die kann eine wild gewordene Furie erleben, die die sagenumwobene Xenia und die übrigen Amazonen als nette Pfadfinderinnentruppe aussehen lässt.

Das Programm und alles Wissenswerte über die Ansbacher Kerwa

Aus Trotz isst sie etwas Mitgebrachtes

Peinlich wird es für die übrigen Anwesenden, wenn die Knauserige dann etwas Mitgebrachtes auspackt: Hier das Butterbrot, da ein Jägermeisterfläschchen. Ihr das auszureden ist eigentlich zwecklos, denn sie macht das aus purem Trotz und aus „Prinzip, weil die selbst Schuld sind, wenn die alles so scheiß teuer machen“. Da helfen als Wegbegleiterin oder Wegbegleiter in der Regel nur zwei Dinge:

  1. Sie vorab bitten, es nicht zu übertreiben (ein paar kleine Klopfer tun es doch auch, es muss doch nicht gleich eine große, auffällige Berentzenflasche sein)
  2. Aufmerksam sein und ihr den richtigen Moment mitteilen, in dem sie bei ihrem illegalen Konsum nicht von Kellnern erwischt wird

Bei Meckereien einfach nicht hinhören

Ist der Abend fortgeschritten, bleibt zu hoffen, dass die Knauserige trotz ihrer einen Maß bereits gut angetrunken ist und sie deshalb die Aufregung über alle Preise vergessen hat – schließlich hat sie ja vorab vorgeglüht, Bier statt Radler getrunken und noch nichts gegessen. Ansonsten sollte man bei ihren Meckereien bald getrost auf Durchzug stellen und sich stattdessen auf die Show auf der Bühne oder des eigenen überdrehten Partyplaners (siehe unten) konzentrieren. Ist sie nach einiger Zeit immer noch nörglerisch und nervig, empfiehlt es sich, sie als guter Freund oder gute Freundin in einem passenden ruhigen Moment kurz zur Seite zu nehmen und ihr langsam und sachlich zu erklären, dass am Ende trotz allem alles seinen Preis hat: Schließlich ist in den Preisen der gratis Eintritt für die nicht gerade billigen Livebands mit inbegriffen und es zählt in unserem Land auch noch das Prinzip von Angebot und Nachfrage. Sonst wäre sie ja daheim geblieben, wäre ihre persönliche Nachfrage nach einem geilen Abend im Bierzelt mit ihren lieben Freunden nicht zu groß  gewesen. Zu viel Einsicht sollte man aber nicht erwarten, würde das doch ihrem liebsten Hobby widersprechen.

Zusammen sieht das Partyvolk aus wie eine homogene Masse. Bei einem genauen Blick sind die einzelnen Individuen dagegen ganz unterschiedliche Charaktere. Foto: webflasher.

2. Der überdrehte Partyplaner

Diese Person ist für jede Gruppe Fluch und Segen zugleich. Der überdrehte Partyplaner hat in seinem Kopf den ganzen Abend schon durchdacht, da hast du noch nicht einmal auf dem Schirm, dass demnächst wieder ein Fest ist. Außerdem ist er – gefühlt nur eine von fünf ist eine „sie“ – da auch schon ganz aufgeregt voller Vorfreude das gesamte zweiwöchige Programm durchgegangen und hat sich ihm bisher unbekannte Bands bereits auf Youtube angehört. Anfangs ist es super, dass er schon einige Wochen vorher die ganze Gruppe zusammenbringt, um den geeignetsten Abend für alle zu finden, an dem er sich selbstverständlich um die Reservierung kümmert und rechtzeitig einen Tisch im Bühnenbereich bekommt. Doch kaum steht der Abend vor der Tür, kann es mit ihm ganz schön ungemütlich werden.

Bloß nicht zu spät kommen!

Denn wehe, irgendetwas läuft nicht so, wie er es sich vorgestellt und durchdacht hat! Diejenigen, die erst um 18:05 Uhr ins Zelt eintrudeln, werden von ihm bereits 20 Minuten zuvor mit Nachrichten bombardiert, wo sie denn endlich bleiben. Kaum angekommen, werden jene Spätsünder von ihm zur Sau gemacht, was das soll, wo wir doch bis spätestens (!) 18 Uhr die Plätze einnehmen müssen, wenn wir die Reservierung nicht verlieren wollen. Aus Angst und Sorge vor letzterem hat er sich bereits sein penibel gebügeltes, originales Trachtenhemd von oben bis unten voll geschwitzt.

Er plappert wie ein Wasserfall

Kaum haben alle endlich ihre Plätze eingenommen, fängt der überdrehte Partyplaner an zu plappern wie ein Wasserfall: Was das beste Essen ist, welche Bedienung er als die freundlichste und zuverlässigste ausgemacht hat, welche Lieder die Band spielen wird, was man bei welchem Lied unbedingt machen muss, und, und, und. Die Nachbarn können einem in dieser Phase besonders leid tun, bekommen sie doch zu jedem neuen Punkt, der ihm einfällt, mit Wucht den Ellenbogen in die Seite gerammt. Sobald der erste Ton der Band erklingt, reißt es den überdrehten Partyplaner von der Bank und er klatscht exzentrisch. Wenn seine Wegbegleiterinnen und -begleiter ihm es nicht gleichtun, schallt es ein donnerndes: „Eyyyyyy, auf geht’s!!! Hoch mit euch!“

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Entertainer der Spitzenklasse

Lässt sich die Gruppe dann auf die Euphorie ihres überdrehten Partyplaners endlich mal ein – bevor er noch einen Tobsuchts-/Schlaganfall bekommt – erleben sie jedoch einen Entertainer der Spitzenklasse, der die eigentliche Show auf der Bühne mühelos in den Schatten stellt. Denn von außen betrachtet, ist es schier faszinierend, in welch vielfältiger Weise man zu vermeintlich immer gleichen Partyhits auf einer Bierbank mitsingen, klatschen, tanzen und sonstige Akrobatik vorführen kann.

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Schlagartig kippt die Stimmung

Läuft jedoch ein bestimmtes winziges Detail nicht nach seinem ganz persönlichen Partyplan, so kippt seine Stimmung schlagartig und die pure, manchmal nicht ganz nachvollziehbare, Enttäuschung steht ihm ins Gesicht geschrieben. Da braucht es dringend – am besten eine weibliche – einfühlsame Freundin, die ihn liebevoll tröstet und versucht klarzumachen, dass man sich durch diesen geilen Abend doch auch einfach mal treiben und von ihm überraschen lassen kann.

Auf der Ansbacher Kerwa wird normalerweise gemeinsam ausgelassen gefeiert. Doch zwischen den unterschiedlichen Persönlichkeiten kann es zu erheblichen Problemen kommen. Foto: webflasher.

3. Der Kampftrinker

Wer kennt ihn nicht, den Kampftrinker, der die Zeit im Bierzelt nicht in Stunden, sondern in getrunkenen Maß Bier misst. In der Regel ein 20-30-jähriger Mann, meist aus einer sehr ländlichen Gegend und mit einer locker sitzenden Lederhose gekleidet, die für die Zukunft noch Platz für den „teuer erkauften“ angehenden, weiter wachsenden Bierbauch lässt. Denn auf einem Volksfest ist man schließlich nur zum Saufen und für nichts anderes! So denkt zumindest diese Person und ist gegen andere Meinungen und Beweggründe eigentlich immun. So geht er einer einfachen Rechnung nach: Je mehr Bier, desto lustiger ist man und wird es für alle. Und diese Rechnung überträgt er deshalb natürlich auch auf seine Freundesgruppe, weshalb er sich ununterbrochen Sorgen darüber macht, ob denn alle schon „lustig genug“ sind.

Gleich zu Beginn kann es Streit geben

So sucht der Kampftrinker bereits die nächstgelegene Bedienung noch bevor er auf der Bierbank sitzt und macht mit Pfeifen und Winken auf sich aufmerksam, dass er Durst hat. Denn die drei Bier auf dem Weg waren ja nur „ein Tropfen auf den heißen Stein“. So macht er sich daran, für jeden und jede gleich eine Maß Bier zu bestellen. Was wollen die anderen denn sonst? Insgeheim ist dieser Bierzelttyp vor allem besorgt, dass er mit seinem überhöhten Alkoholkonsum allein dasteht und möchte die anderen mit in den Vollrausch ziehen. Zum ersten handfesten Streit kommt es dabei, wenn der Kampftrinker in dieser Situation auf die Knauserige stößt. Da sollten die übrigen Anwesenden entweder mit feinem Fingerspitzengefühl zwischen den beiden Sturköpfen schlichten oder am besten ganz schnell ablenken, indem sie zum Beispiel den Partyplaner eine Frage über die heutige Band stellen.

Einfach alles dreht sich um Saufen

Auch sonst hat der Kampftrinker wirklich für jede Situation ein Spruch auf den Lippen, der das Biertrinken schön redet (z.B. „Der gute Gerstensaft gibt mir erst richtig Kraft, der Retter in der Not, der nennt sich flüssig Brot“) und das Nicht-Biertrinken schlecht redet („Nüchtern betrachtet war’s besoffen besser“). Natürlich gehören ein bis viele Maß frisches Festbier für die meisten Festgäste zu einem Abend im Bierzelt einfach dazu – es heißt ja nicht „Limozelt“, würde der Kampftrinker jetzt sagen. Doch diese Person unterscheidet sich vehement von den anderen in der Hinsicht, dass es für sie einfach kein anderes Thema gibt als Saufen: „Hopp, jetzt mach endlich mal leer, du Muschi“, „Du lässt dein armes Bier ja noch verdunsten“ oder „Wo ist denn jetzt schon wieder diese verdammte Bedienung“ sind Standardsprüche dieser Person. Andere Themen, wie die Musik, andere Leute oder das Ambiente werden erst gar nicht angesprochen. In geringem Maße kann das tatsächlich fördernd sein, damit es nicht zu langweilig wird (siehe 5. der/die Langweilige).

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Wenn nötig, eine kurze Standpauke halten

Doch ab einem gewissen Punkt ist nicht nur die Knauserige vom Kampftrinker genervt. Auch andere, die zwar nicht einmal langsam trinken, aber eben gerne in ihrem eigenen Tempo die Maß genießen möchten und nicht ständig daran erinnert werden möchten, zum Krug greifen zu müssen, reicht es irgendwann mal. Schließlich singt ja schon die Band alle zehn Minuten „ein Prooooosittt“. Doch diese Einsicht fehlt dem Kampftrinker in der Regel völlig. Deshalb sollte man nicht gleich ein „Fass“ aufmachen, wenn sich die Aufforderungen zum Mitkampftrinken noch im Zaum halten. Sollte er jedoch einfach nicht seinen versoffenen Schnabel halten können und macht über dich einen unangebrachten Witz nach dem Anderen, wäre es doch einmal angebracht, ihm vor versammelter Mannschaft eine kurze, aber laute und deutliche Standpauke zu halten.

Lieber mal zum Tanzen auffordern

Viel effektiver ist es jedoch, den Kampftrinker von seinem Ziel, der Tisch mit dem höchsten Bierkonsum im ganzen Zelt zu sein, einfach abzulenken, bevor er nicht mehr ohne Hilfe auf der Bierbank stehen kann. Wie wäre es denn zum Beispiel, ihn zum Tanzen aufzufordern? Ja, selbstbewusste Frauen dürfen das schon längst und das kommt bestimmt nicht schlecht an! Und wer ihn damit neckt, er könne ja gar nicht tanzen, weil er ja schon zu besoffen dafür sei, weckt einen ganz neuen, positiven Ehrgeiz des Kampftrinkers. Nicht nur zögert ein Tänzchen Discofox die Bestellung seiner fünften oder sechsten Maß zumindest für ein paar Minuten hinaus. Vielleicht findet er am Ende tatsächlich Gefallen an dem Tanz und entwickelt vielleicht doch einmal ganz automatisch ein wenig Empathie dafür, dass man auch ohne oder mit weniger Spaß Alkohol haben kann – ähm natürlich umgekehrt.

Auf der Ansbacher Kerwa wird normalerweise gemeinsam ausgelassen gefeiert. Doch zwischen den unterschiedlichen Persönlichkeiten kann es zu erheblichen Problemen kommen. Foto: webflasher.

4. Die Glamour-Partymaus

Die Glamour-Partymaus kann als Inbegriff der Pseudo-Tradition angesehen werden: Sie trägt ein Dirndl, das es in dieser Form früher nirgendwo gegeben hat und das Trachtenschneider verächtlich als „Saufdirndl“ bezeichnen würden: Eine kitschige Blümchenverzierung, darüber eine Schürze in giftigem pink, ein tiefer Ausschnitt und der Rock geht nur bis zu den Knien statt bis zu den Knöcheln. Dazu gibt es natürlich einige schnuckelige Verzierungen: Gleich drei verschiedene Goldkettchen um den Hals, einen Gänseblümchenkranz um den Kopf, die Haare kunstvoll gewellt, aber offen getragen, Higheels und im Gesicht war mal wieder der Maler am Werk. Aber davon, was es mit den Trachten in den unterschiedlichen Regionen eigentlich auf sich hat, hat sie überhaupt keine Ahnung und es ist ihr auch egal.

Wenn sich das Volksfest wie Fasching anfühlt

So ein kunstvoll auffälliges Outfit, das jeden Traditionalisten zur Verzweiflung bringt, braucht natürlich seine Zeit. Diese Vorbereitungszeit unterschätzt die Glamour-Partymaus genau wie letztes Jahr zum Volksfest – als sie das letzte Mal in einem Bierzelt war – weshalb sie eine halbe Stunde zu spät zum Treffpunkt kommt und den überdrehten Partyplaner in ihrer Gruppe zur Weißglut bringt. Als Verteidigung hat sie nur „Sorrrryyy“, mit einem unschuldigen Grinsen zu sagen. Aber das Kostüm muss absolut sitzen, das ist das allerwichtigste an diesem Abend. Und Kostüm ist das richtige Stichwort, denn für diese Person ist ein Abend auf dem Volksfest wie eine aufregende Faschings- oder Halloweenparty, an der man sich als etwas verkleidet und etwas verkörpert, was man eigentlich gar nicht ist.

Das Wichtigste: Blicke auf sich ziehen

Denn die Glamour-Partymaus mag eigentlich weder Bier noch Tracht noch dieses komische Bierzeltgegröle. Auf einer normalen Feier würde sie niemals Lieder wie „Johnny Däpp“ oder „Hulapalu“ hören. Aber einmal im Jahr gehört das einfach dazu und es ist für sie auch mal echt spaßig, wenn es denn nicht zur Gewohnheit wird. Schließlich kommt das Outfit bei den Jungs richtig gut an und die Partymaus wird damit – ganz wie beabsichtigt – jede Menge Blicke auf sich ziehen. Nicht zuletzt werden die vielen Fotos auf Instagram sehr gut ankommen. Aber die Bilder postet diese Person natürlich erst morgen, wenn sie jeweils das beste aus ca. 50 Fotos herausgesucht, den perfekten Filter darüber gelegt und aufwendig bearbeitet hat.

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Ständig stößt sie an, ohne einen Schluck zu nehmen

Mit dieser Absicht ins Festzelt zu gehen, ist die Glamour-Partymaus viel mit sich selbst beschäftigt, nimmt sich nur wenig Zeit für eine nette Konversation mit ihren Freunden und ist ständig irgendwo unterwegs. Da das so lustig ist und sie das sonst nicht macht, stößt sie – solange sie anwesend ist – ständig mit den anderen mit diesem komischen großen Krug an und gilft „Prooooooosssst!!!“. Das geht den meisten anderen spätestens beim fünften Mal in den ersten 15 Minuten gehörig auf die Nerven. Der Kampftrinker freut sich zunächst darüber, dass sie die anderen dadurch zum Saufen anstiftet. Aber sobald er merkt, dass die Nicht-Biertrinkerin nach dem Anstoßen entweder nur wie ein Spatz oder sogar gar nicht von ihrem Radler (!) trinkt, fühlt er sich persönlich beleidigt über diesen unverzeihlichen Regelbruch. So macht er ihr unmissverständlich klar, dass man trinken muss, wenn man anstößt, was jene gekonnt gleichgültig ignoriert. Zur regelrechten Zerreißprobe wird das ständige Anstoßen für jene, die aus einer Region kommen, in der folgende Regel gilt: Pro Getränk wird nur einmal angestoßen.

Natürlich kennt sie keine Liedtexte

Schon ist die Glamour-Partymaus  damit beschäftigt, ihren Boomerang vom Anstoßen auf dem Smartphone zu checken. Aus der Ferne ist diese Person als eine solche anhand ihres „Gesangs“ unverkennbar zu erkennen – neben ihrem Outfit natürlich. Denn da sie Party machen und auffallen möchte, aber natürlich keinen einzigen Text dieser seltsamen Lieder kennt, schreit sie ständig „Wooooohoooo“ in die Luft und hebt dabei begeistert einen Arm in den Himmel. Das regt wiederum den überdrehten Partyplaner furchtbar auf, da er ihr doch vor dem Lied ausdrücklich erklärt hat, dass sie an dieser Stelle, „Du geile Sau“ sagen muss, und danach „du Drecksau“. Doch junge Mädels wie sie sind nicht nur bei „Joanna“ taktlos, sondern in gefühlt jeder Situation im Bierzelt.

Am besten einfach ignorieren

Einer echten Glamour-Partymaus Taktgefühl und eine gewisse Volksfest-Knigge beizubringen, erweist sich als ein äußerst schwieriges, wenn nicht sogar unmögliches Unterfangen. Vielleicht sollte man bei ihr einfach von Anfang an bei ihr resignieren, um nicht unnötig genervt und enttäuscht zu werden. Das wichtigste überhaupt ist es, ihr so wenig Aufmerksamkeit zu schenken wie möglich – vor allem als fremder Single-Mann. Denn die hat sie zum Einen gar nicht verdient und zum Anderen bestätigt man sie damit nur in ihrem unpassenden Verhalten.

Am Ende passt sie sich doch der Gruppe an

Schließlich muss die Glamour-Partymaus mal lernen, dass nicht alle wie brave Hunde auf ihr Kommando hören, wenn sie das hundertste Gruppenselfie machen will, obwohldie anderen keine Lust darauf haben. Und wenn sie ignoriert wird, lässt sie schließlich nichts unversucht, um der Gruppe zu gefallen. Das kann oft dazu führen, dass sie sich am Ende doch der Gruppe und ihrem Verhalten anpasst und sie sich plötzlich unverhofft in einen ganz normalen, umgänglichen Bierzeltgast verwandelt. Denn hinter der dicken Schicht Schminke versteckt sich doch nur ein einfaches, nettes Mädchen.

Endlich wieder Kerwa! Freuen sich eigentlich auch die Langweiligen darüber? Foto: Ulises Ruiz.

5. Der/Die Langweilige

Egal von welchem Geschlecht, welchem Alter oder welcher Herkunft: Langweilige Menschen gibt es leider überall und in jeder Form. Nie macht es Spaß ihnen zu begegnen, geschweige denn mit ihnen etwas zu tun zu haben. Schlimm wird es vor allem, wenn man ihnen an einem Ort begegnet, an dem eigentlich nichts und niemand langweilig sein sollte: dem Bierzelt. Dennoch tummeln sich zwischen all den Bierzeltgarnituren voller Partyhäschen und Bierbankrocker doch immer wieder Langweilige.

Am besten gar nicht erst einladen

Wer trotz allem mit Langweiligen befreundet ist, sollte alles daran setzen, dass er oder sie erst gar nicht mit aufs Volksfest geht. Denn am Ende hat niemand etwas davon, wenn diese Person von dem Gehampel, Gegröle und dem Besäufnis der anderen genervt ist und diese Person im Gegenzug die anderen im wahrsten Sinne des Wortes mit ihrer Langweiligkeit herunterzieht, weil sie selbst beim Fliegerlied noch als einzige am Tisch trotzig auf der Bank sitzen bleibt. Doch meist bleiben Solchesgleichen (zum Glück) eher unter sich.

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Auch fremde Langweilige können zum Problem werden

Aber auch dies kann auf einem Volksfest zu einem großen Problem für andere Nicht-Langweilige werden. Wer kennt es nicht: Man kommt zu spät ins Festzelt rein und hat keinen überdrehten Partyplaner unter sich, der gute Plätze reserviert hat. Alle Tische sind bereits besetzt Da sitzen auf einmal gleich in der Nähe der Bühne eine mürrische Mutter mit ihrer jungen Teenagertochter und beide nuckeln hier und da gelangweilt an ihrer Limo, während sie keine einzige Mine  verziehen. Wie gut würde doch genau dieser Tisch zur eigenen sechsköpfigen lustigen Freundesgruppe passen! Doch die beiden Langweiligen, obwohl völlig fehl am Platz, machen keine Anstalten, diesen Platz in nächster Zeit verlassen zu wollen.

Nicht zögern, auf Langweilige zuzugehen

Sollte dies der Fall sein, sollte man nicht zögern, jene Langweiligen in aller Höflichkeit zu fragen, ob man sich denn den Tisch teilen dürfe, mit dem Versprechen, es nicht zu wild zu treiben. Besser als gar keinen Tisch oder einen Tisch ganz hinten, wo noch viel mehr Langweilige herumsitzen und schlechte Laune verbreiten! Sollte man mit dem freundlich formulierten Anliegen dennoch auf Ablehnung stoßen, empfiehlt es sich, in aller Förmlichkeit darauf aufmerksam zu machen, dass das eine unangebrachte Unhöflichkeit sei. Schließlich handelt es sich um ein Volksfest: Die perfekte Gelegenheit, aus seiner persönlichen Bubble herauszukommen und andere Persönlichkeiten kennenzulernen. Da können auch mal eine Knauserige, ein überdrehter Partyplaner, ein Kampftrinker, eine Glamour-Partymaus und eine Langweilige gemeinsam an einem Tisch sitzen und miteinander auskommen – wenn sie denn Empathie besitzen und gelernt haben, wie sie mit ihren Gegenüber umgehen sollten.

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