So feiert Franken Silvester: 5 Traditionen zum Jahreswechsel
Sauerkraut, Althochdeutsch und Eierringe – was hat das alles mit Silvester und Neujahr zu tun? Wir stellen alte und neue Bräuche zum Jahreswechsel in Franken vor und klären auf, woher diese eigentlich kommen.
Von Karpfen und Krapfen: Was wird am Silvesterabend und an Neujahr gegessen?
Raclette oder Fondue – das haben viele als ideales Silvesteressen für sich entdeckt. Denn diese Menüs haben gleich zwei Vorteile: Kein langes Kochen vorher, weil jeder selbst am Tisch Brutzeln und Garen muss. Und: Man verbringt beim Essen länger Zeit miteinander als wenn man andere Gerichte einfach herunterschlingt.
„Knöchli mit Kraut“, oder Sauerkraut in anderen Variationen gibt es in vielen Gegenden Frankens an jedem Neujahrstag zu Mittag. Das soll einen vollen Geldbeutel im neuen Jahr bringen, da Sauerkraut besonders günstig ist – auch zu Zeiten von Inflation. Daneben enthält das Wintergemüse sehr viel Vitamin C.
Weit über die Region hinaus bekannt und beliebt ist der Aischgründer Karpfen. Deshalb ist Karpfen gerade in Mittelfranken am Silvesterabend ein echtes Traditionsgericht. Aber Experten warnen: Der dicke Teichfisch ist dieses Jahr knapp und teurer. Nach Weihnachten könnte es sogar keinen mehr geben. Eine traditionelle Süßspeise zu Silvester gibt es natürlich ebenfalls: Da sind nicht die Karpfen sondern die Krapfen hoch im Kurs. Oder an Neujahr auch wieder echt fränkisch: Eierringe und Neujahrsbrezen vom Bäcker vor Ort. Dabei unterscheiden sich die Rezepte und Geschmäcker in Mainfranken oft schon von Dorf zu Dorf.
Was wünscht man sich in Franken zu Silvester?
In den Tagen vor Silvester, teils schon Wochen vorher, wünscht man sich einen „Guten Beschluss“. Oder eben einen „Guten Rutsch“. Wer jetzt aber an Schlittenfahren denkt oder meint, ein gutes „Rüber-Rutschen“ ins neue Jahr zu wünschen, liegt ein wenig daneben. In der Sprachforschung streiten man sich, ob die Redensart vom jüdischen Jahresgruß „guten rosch“ oder vom altdeutschen Abschiedsgruß „Guten Rutsch“ kommt, der aber „Gute Reise“ bedeutete.
Wenn es dann soweit ist und die Korken um Mitternacht knallen, heißt es – je nach Aussprache – „Prost Neujahr.“ Das kommt eigentlich vom lateinischen Wort „Prosit“ und heißt so viel wie „Zum Wohl“, „Es möge nützen“ oder „Lass es gelingen“.

Sauerkraut soll an Neujahr vor allem eins bringen: Geld im neuen Jahr. Serviert mit Bratwürsten ist es dann erst recht traditionell fränkisch. Foto: Fabian Gebert
Wie wird sich die Zeit bis Neujahr vertrieben?
An Silvester schon wissen, was das kommende Jahr bringt: Für die einen ist die Vorstellung ein Graus, für die anderen faszinierend. Das beliebte Bleigießen soll den Blick in die Zukunft möglich machen. Schon die Römer schmolzen Blei und nutzten das Material als Orakel: Um die Form des erkalteten Bleis richtig zu deuten, sind in modernen Sets meist sogar Bedeutungslisten inkludiert. Vorsicht: Blei ist giftig und echte Bleigießen-Sets sind verboten – im Laden finden sich die Sets trotzdem noch, allerdings mit Zinn statt Blei. Oder noch besser: Versucht es dieses Jahr doch vielleicht einmal mit Wachs. Was viele nicht wissen: Bleigießen ist keine rein deutsche Tradition. In Finnland ist die Weissagung in der Neujahrsnacht beispielsweise noch beliebter als hierzulande.
Was läuft immer im TV?
Für Freunde der guten alten Fernsehunterhaltung ist „Dinner for one“ am Silvesterabend ein Muss. Der Kult-Kurzfilm wurde 1963 aufgezeichnet und läuft seit 1972 immer an Silvester. Dieses Jahr wird der lustige Streifen zehnmal zu sehen sein – und zusätzlich laufen noch mehrere Dialekt-Variationen im jeweiligen Regionalprogramm. So ist um 17 Uhr auf BR sowie in der ARD-Mediathek „Essen für ann“ mit den fränkischen Komikgrößen Volker Heißmann und Martin Rassau zu sehen. Das Original ist hierzulande derart beliebt, dass es regelmäßig sogar höhere Einschaltquoten als die Neujahrsansprache des Bundeskanzlers hat. Die strahlt das ZDF um 19.15 Uhr aus. Und für alle Traumschiff-Fans gibt es am 1. Januar eine neue Folge des Kreuzfahrtdampfers – diesmal geht es auf die Bahamas.
Werden es die Fränkinnen und Franken dieses Jahr krachen lassen?
Schon in den frühen Abendstunden sind traditionell die ersten Feuerwerksraketen zu hören – in den vergangenen Jahren aufgrund der Corona-Pandemie eher weniger. Aber dieses Jahr wird sich das auch in Unterfranken wohl ändern: „Es ist unvorstellbar, wie viel Feuerwerk heuer gekauft wird“, sagte Alexander Vollmann, Inhaber der Firma PyrotechniX aus Gerolzhofen, gegenüber der Redaktion der Main-Post. Kunden hätten teilweise für 500 bis 1000 Euro eingekauft. Im Online-Shop seien viele Produkte wenige Sekunden, nachdem er sie eingestellt hat, schon ausverkauft. Es könnte also etwas mehr krachen dieses Jahr an Silvester.
Bereits im frühen Mittelalter gab es in China Feuerwerk. Ursprünglich wurden Raketen gezündet, um böse Geister zu vertreiben. Unter dem Krach können jedoch nicht nur Geister, sondern vor allem auch Tiere leiden. Tipps für Tierhalterinnen und Tierhalter sind beispielsweise: Rollos runter, vertraute Geräusche durch Musik und Fernsehen erzeugen und die letzte Gassi-Runde schon frühzeitig drehen.