Körperverletzung und Beleidigungen brachten dem national bekannten Youtuber Rainer Winkler alias Drachenlord aus Mittelfranken zuerst eine Gefängnisstrafe ein. Weil er sich gegen eine Belagerung seines damaligen Wohnhauses in Altschauerberg wehrte und dabei gesetzliche Grenzen überschritt, sah die Richterin am Amtsgericht in Neustadt an der Aisch keine andere Möglichkeit, als eine zweijährige Haftstrafe zu verhängen. Der Drache ging in Revision, was sich als kluge Entscheidung herausstellte.
Denn dieser Fall greift weit tiefer, als er mit Schlagwörtern wie „Körperverletzung“ und „Beleidigung“ eines vorbestraften Mannes, der auf Youtube viele Hunderttausende erreicht, zu beschreiben wäre. Es handelt sich wohl um den prominentesten Fall von jahrelangem Online-Mobbing im Netz, bei dem es viele Beteiligte gibt.
Unterfränkischer Anwalt im Visier der Drachenlord-Hater-Community
Hater-Gemeinschaft brachte dem Drachenlord viel Aufmerksamkeit, aber auch viel Leid
Zuerst ist da Rainer Winkler, ein mittlerweile 32-jähriger Franke, der online zockt und Menschen mit teils relativ sinnentleerten Streams unterhält. Winkler, früher Förderschüler, zog eine Gemeinschaft auf sich, die sich gegen den Youtuber verschwor. Einerseits brachte das Winkler sehr viel mehr Aufmerksamkeit online ein, andererseits griff die Hater-Gemeinschaft, die sich selbst als „Haider“ bezeichnen, in sein Privatleben ein.
Das ging soweit, dass sich teils hunderte Hater vor dem Elternhaus des Mittelfranken in Altschauerberg versammelten, sein Haus mit Eiern bewarfen und Beleidigungen skandierten. Die Polizei musste mehrmals anrücken, um den Drachenlord zu schützen. 2021 kam es dazu, dass Fake-News gestreut wurden, ein Rainer Winklarson sei der Amokläufer im norwegischen Kongsberg. Dort hatte ein Däne fünf Menschen mit Pfeil und Bogen erschossen. Winklers Foto geisterte durchs Netz, auch große Medien griffen es ungeprüft auf. Weltweit sahen Nachrichtenleser das Foto eines 32-Jährigen, der irgendwann mal lediglich auf Youtube ein paar Streams zeigen wollte.
Ein Mobbing-Opfer, das auch zum Täter wurde
Der Drachenlord ist Opfer, wurde aber zum Täter. Das ist unbestritten. Bei einem der Aufmärsche vor seinem Haus wurde der vorbestrafte Winkler selbst gewalttätig und beleidigte unter anderem auch Polizeibeamte. Dafür sollte er ins Gefängnis, doch der Revisionsprozess lief vorteilhaft. Aus einer zweijährigen Haftstrafe wurde nun vor dem Landgericht Nürnberg-Fürth eine einjährige Strafe auf Bewährung. Hinzu kommt eine Geldstrafe von 2500 Euro. Ob es dabei bleibt, ist unklar, denn die Staatsanwaltschaft möchte ebenfalls Revision gegen dieses Urteil einlegen.
Drachenlords Haider folgen ihm weiterhin
Der Prozess wird also weitergehen, wie auch das perfide Spiel zwischen Winkler und seinen Gegnern. Denn während der Drache in seinem Heimatort Altschauerberg die Zelte abgebrochen hat – und die Gemeinde darüber hinaus sein Haus – verfolgen ihn seine Hater offenbar bereits deutschlandweit, um seine neue Bleibe herauszufinden.