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1968, als die Lindleinswasenstraße noch ein kleines Zentrum für den täglichen Einkauf hatte: Das Lebensmittelgeschäft EDEKA-Schuster und die Metzgerei Ehmann. Foto: Stadtarchiv
1968, als die Lindleinswasenstraße noch ein kleines Zentrum für den täglichen Einkauf hatte: Das Lebensmittelgeschäft EDEKA-Schuster und die Metzgerei Ehmann. Foto: Stadtarchiv Gunzenhausen

Stadtarchiv zeigt historische Luftaufnahmen von Gunzenhausen

Los ging es mit den Ortsporträts aus der Vogelperspektive mit den Zeppelin-Überflügen über Gunzenhausen in den Jahren 1909 und 1920. Später drehten regelmäßig professionelle Luftbild-Fotografenüber der Stadt und ihren Ortsteilen ihre Kreise: Bis zum 21. Januar 2022 sind in der Stadt- und Schulbücherei Gunzenhausen Luftaufnahmen von Gunzenhausens Altstadt, der Ostvorstadt, der Südstadt und vielen anderen Stadtvierteln sowie den Ortsteilen Unterwurmbach, Aha, Schlungenhof, Laubenzedel und Oberasbach zu sehen.

125 eindrucksvolle Fotografien

Für die Ausstellung hat Stadtarchivar Werner Mühlhäußer 125 eindrucksvolle Fotografien und Postkarten aus seiner Sammlung ausgewählt, die auch die Stadtentwicklung dokumentieren: Vom bäuerlich geprägten und von Altmühl-Überschwemmungen geplagten Landstädtchen zur prosperierenden Stadt mit wie Pilze aus dem Boden schießenden Industriebetrieben in den 1960ern und 1970ern. Bei der Konzeption und Zusammenstellung der Ausstellungen haben Büchereiteam und Stadtarchiv Hand in Hand gearbeitet: Werner Mühlhäußer und Babett Guthmann haben gemeinsam an den Bildtexten gearbeitet, Ulrike Zatschker hat bei Bildauswahl und der Gestaltung der Rahmen mitgewirkt und Ulrike Engelhardt hat die Scans bearbeitet.

1968 - Blick auf den Dr.-Heinrich-Eidam-Platz mit der Grünanlage, an deren Stelle sich bis ins 19. Jahrhundert ein Weiher befand. Foto: Stadtarchiv

1968 – Blick auf den Dr.-Heinrich-Eidam-Platz mit der Grünanlage, an deren Stelle sich bis ins 19. Jahrhundert ein Weiher befand. Foto: Stadtarchiv Gunzenhausen

Bei der Ausstellungseröffnung machte sich Bürgermeister Karl-Heinz Fitz gemeinsam mit den Initiatoren der Ausstellung Stadtarchivar Werner Mühlhäußer und Büchereileiterin Babett Guthmann auf Spurensuche: Er kennt Gunzenhausen, insbesondere Frickenfelden und die Ostvorstadt als sein „Kindheitsrevier“ und kann sich an die ein oder andere große Fußballwiese, auf der heute Siedlungshäuser stehen, oder an die großen Baugruben in der Industriestraße lebhaft erinnern.

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Kennt die Ostvorstadt aus seiner Kindheit gut – Bürgermeister Karl-Heinz Fitz mit den Ausstellungsmachern Werner Mühlhäußer und Babett Guthmann. Foto: Stadt Gunzenhausen

Kennt die Ostvorstadt aus seiner Kindheit gut – Bürgermeister Karl-Heinz Fitz mit den Ausstellungsmachern Werner Mühlhäußer und Babett Guthmann. Foto: Stadt Gunzenhausen

Kindheitserinnerungen

So wie dem Bürgermeister geht es nach der Erfahrung aus den ersten Öffnungstagen vielen Besucherinnen und Besuchern: Manchmal verliert man auf den alten Luftaufnahmen fast die Orientierung so viel hat sich verändert, manchmal bieten altehrwürdige Gebäude einen festen Ankerpunkt. Erstaunlich sind beispielsweise Aufnahmen aus den 1960ern, in denen zwischen Gunzenhausen und Frickenfelden noch viel Wiese und Ackerland lag. Schöne Kindheitserinnerungen verbinden viele mit den Aufnahmen vom Höhbad. In der Weißenburger Straße gab es in den 1950ern mehr Wirtshäuser als in jeder anderen Straße der Stadt und allerhand Gärtnereibetriebe und Kleingärten.

Aus dem Jahr 1956 stammt dieses Luftbild, das die Weißenburger Straße und die ersten Häuser in der Schmalespanstraße zeigt. Man sieht noch viel freies Gelände in Richtung Austraße. Foto: Stadtarchiv

Aus dem Jahr 1956 stammt dieses Luftbild, das die Weißenburger Straße und die ersten Häuser in der Schmalespanstraße zeigt. Man sieht noch viel freies Gelände in Richtung Austraße. Foto: Stadtarchiv Gunzenhausen

Einen großen Sprung machte Gunzenhausen mit dem Industriegebiet in der Ostvorstadt. Zunächst stand das Gebäude der Deutschen-Angelgeräte-Manufaktur allein auf weiter Flur, dann schlossen sich innerhalb weniger Jahre die Baulücken. Parallel schritt der Siedlungsbau voran: Der Spitalwald wurde gerodet und statt Kiefern entstanden Hochhäuser, Reihenhaussträßchen und Doppelhäuser mit kleinen Hausgärten. In der Südstadt ging das Wachstum der Stadt etwas gemächlicher voran, aber auch hier wurden der Landwirtschaft immer mehr Flächen abgezwackt und zu Baugebieten umgewidmet. Eindrucksvolles Beispiel dieses Wachstums ist auch die alte „Stadtrandsiedlung“ aus den frühen 1930er Jahren: Eigentlich waren dies nur ein paar Häuserzeilen am Waldrand, doch dann startete der Bauboom und Gunzenhausen und Frickenfelden wuchsen schnell zusammen.

Blick von der Weißenburger Straße aus in Richtung Sonnenstraße – Ende der 1950er Jahre ist vom Burkhardt-von-Seckendorffheim noch nichts zu sehen. Foto: Stadtarchiv

Blick von der Weißenburger Straße aus in Richtung Sonnenstraße – Ende der 1950er Jahre ist vom Burkhardt-von-Seckendorffheim noch nichts zu sehen. Foto: Stadtarchiv Gunzenhausen

Historische Momente mit aufgenommen

Zwei historische Momente hat Stadtarchivar Werner Mühlhäußer bei der Ausstellung in den Fokus genommen. Da ist einmal der erste Überflug des Zeppelin-Luftschiffs „Bodensee“ auf seinem Weg nach Berlin über Gunzenhausen, bei dem es übrigens eine bemerkenswerte Panne gab: Das 120 Meter lange Flugobjekt musste in Gnotzheim auf einer Wiese außerplanmäßig landen und Wasservorräte auffüllen. Gezeigt wird in der Ausstellung eine Postkarte vom Überflug, auf der der Schreiber handschriftlich „Notlandung bei Gnotzheim“ eingefügt hat.

Luftaufnahmen der US-Armee gibt es zu den beiden Luftangriffen am 16. und 17. April 1945 auf Gunzenhausen. Der erste Bomber-Angriff sollten maßgeblich die Bahnanlagen treffen, allerdings wurden auch zahlreiche Gebäude entlang der Hensoltstraße, der Nürnberger Straße und der Bahnhofsstraße zerstört oder beschädigt. An diesem Tag gab es 141zivile Opfer durch die Zerstörung des „Brauns-Keller“, der als Luftschutzkeller von der Zivilbevölkerung genutzt wurde. Einen Tag später kamen die Bomber nach Gunzenhausen zurück, um die am Tag zuvor vergessene „Muna“ (Munitionsanstalt) im Bereich der heutigen Industriestraße dem Erdboden gleichzumachen.

Ausstellung bis 21. Januar

Der Blick aus der Adler-Perspektive illustriert nicht nur historische Ereignisse und wichtige Schritte der Stadtentwicklung, die Ausstellung kann auch eigene Erinnerungen wachrufen. Unweigerlich zieht es die Besucherinnen und Besucher zu den Bildern aus dem eigenen Quartier. So hoffen Büchereiteam und Stadtarchivar, mit der Auswahl, möglichst vielen Interessierten etwas Neues und Überraschendes zu bieten.

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Die Ausstellung „Gunzenhausen von oben – Historische Aufnahmen aus der Sammlung des Stadtarchivs“ ist bis zum 21. Januar 2022 zu den Öffnungszeiten der Stadt- und Schulbücherei zu sehen (Dienstag, Donnerstag, Freitag von 11-18 Uhr, Mittwoch 11-20 Uhr und Samstag 10-13 Uhr).

Artikel beruht auf einer Pressemitteilung der Stadt Gunzenhausen. 

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