Wer hat sich nicht schon einmal beim Spaziergang über Müll geärgert, der achtlos weggeworfen wurde: im Wald, auf Spielplätzen oder auf Feldern. Genauso ging es Ansbacherin Liza, die den Müll irgendwann nicht mehr sehen konnte und selbst aktiv wurde, sich mit Eimer und Handschuhen bewaffnete und in die Natur zog.
Um breiter auf die Müllbelastung in Ansbach aufmerksam zu machen, startete sie zwei Social-Media-Kanäle, auf denen sie das Thema kreativ und humoristisch teilt. Daraufhin beteiligte sich die Ansbacherin Jule an den Reinigungsaktionen und bildet mit Liza mittlerweile ein eingespieltes Team. Was sie dabei alles schon gefunden haben, was jeder tun kann, um dem Müll entgegenzutreten und ob die Stadt nun selbst aktiv wird, erzählen sie uns im Interview.
Naturverbundene Ansbacherinnen
Ansbach Plus (AP): Hallo Liza und Jule, stellt Euch doch einmal kurz vor: Woher kommt Ihr und was verbindet Euch mit Ansbach?
Liza: Ich bin Liza Zwanziger, bin 33 Jahre alt und bin gebürtige Ansbacherin. Mit Ansbach verbinde ich vor allem unsere wunderschöne Natur. Unsere Stadt ist perfekt, nicht zu groß und nicht zu klein und man ist gleich im Grünen.
Jule: Ich bin Jule Kielgas, bin 24 Jahre alt und bin ebenfalls gebürtige Ansbacherin. Ansbach ist meine Heimat und auch ich finde, dass vor allem unsere kleine mittelfränkische Stadt sehr familiär und naturverbunden ist. Unsere Naherholungsgebiete liegen uns sehr am Herzen, weil wir dort gern unsere Freizeit verbringen, um den Alltag zu entschleunigen.
Aktiv gegen Müllbelastung
Ansbach Plus (AP): Ein Thema liegt Euch besonders am Herzen: Die Umwelt und ihre immer weiter fortschreitende Müllbelastung. Um dem entgegenzuwirken werdet Ihr regelmäßig selbst aktiv – Wie kam es dazu?
Liza: Auf einem meiner Spaziergänge ist mir aufgefallen wie viel Müll im Dombachtal und den angrenzenden Wäldern herumliegt. Ich wollte mich schon länger im Naturschutz stark machen und wusste nicht genau wo und wie. Da kam mir die Idee, einfach vor der eigenen Haustüre anzufangen. Daraufhin habe ich mir Müllgreifer und Müllsack geschnappt und bin losmarschiert.
Leider bin ich schon auf meiner ersten Tour auf einen riesigen Berg Windeln im Wald gestoßen, woraufhin ich derart wütend wurde, dass ich beschloss damit an die Öffentlichkeit zu gehen. Das geht in der heutigen Zeit am einfachsten über die Sozialen Netzwerke und so wurde der Instagram Account „Lizzycleansuptheworld“ ins Leben gerufen.
Jule hat mich auf meine „Müll-Postings“ angesprochen und gefragt, ob sie mitgehen dürfe. Da habe ich zu ihr gesagt: „Wenn Du Dir nicht zu schade bist mit einem Müllgreifer und meinem Gesicht auf dem T-Shirt herumzulaufen, dann gern!“ – Humor haben wir beide! Seitdem sind wir meistens zu zweit unterwegs und räumen die Wälder auf.
AP: Was war das Kurioseste, das Ihr bisher beim Aufsammeln gefunden habt?
Liza & Jule: Wir haben einmal eine illegale Müllablage in der Einfahrt zu Dombach im Loch entdeckt, woraufhin ich die Polizei gebeten habe, sich darum zu kümmern. Dann hatten wir schon Unterhosen, einen BH, eine uralte Wärmflasche aus Metall und einen Schwangerschaftstest.
Das waren so die herausragendsten Kuriositäten. Wobei die zahlreichen Windelfunde uns immer wieder aufs neue schockieren.

Einige Müllfunde von Jule und Liza. Foto: Liza Zwanziger
Mediale Aufmerksamkeit
AP: Unter dem Titel „lizzycleansuptheworld“ berichtet Ihr regelmäßig über auf Instagram und TikTok. Was erhofft Ihr Euch durch die Social-Media-Kanäle?
Liza & Jule: Der Auftritt in den Sozialen Medien entstand eher spontan aus einem Impuls heraus. Allerdings war die Resonanz derart positiv, dass ich darin bestärkt wurde, regelmäßig über die Funde zu berichten. Gleichzeitig wuchs in mir der Wunsch über das richtige Verhalten in der Natur aufzuklären und der Gesellschaft einen leicht ironischen Spiegel vorzuhalten.
Davon erhoffen wir uns ein Umdenken und ein besseres Bewusstsein für die Natur und ihre Bewohner. Wir möchten die Menschen unterhalten und aufwecken.
AP: Einige Medien haben bereits über Euch berichtet oder Eure Aktionen mit begleitet. Habt Ihr das Gefühl, dass sich durch die Aufmerksamkeit schon etwas verändert hat, bzw. mehr Menschen aktiv werden oder umdenken?
Liza & Jule: Die Resonanz war überwältigend gut und einige möchten sich uns auch anschließen. Zurzeit arbeiten wir daran das coronakonform möglich zu machen. Wir führen viele gute Gespräche während unsere Einsätze und bemerken das unser Anliegen das vieler Bürger ist.
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Oberbürgermeister mit an Bord
AP: Anfang April hat Liza einen Brief an den Oberbürgermeister von Ansbach geschrieben, in dem sie Verbesserungsvorschläge gemacht hat, um dem Müllproblem entgegenzuwirken. Gab es darauf eine Reaktion?
Liza: Ich habe Herrn Oberbürgermeister Deffner am vergangenen Montag vor dem Stadthaus getroffen und mich mit ihm über die Problematik ausgetauscht. Herr Deffner versicherte mir mein Anliegen und die Vorschläge auf Machbarkeit zu prüfen. Er wünscht sich, dass der Müll wieder mit nach Hause genommen wird und ist bereit mit uns zusammenzuarbeiten, soweit es ihm möglich ist.
AP: Was ist Dein größter Zukunftswunsch in Bezug auf das Thema, Liza?
Liza: Mein größter Wunsch ist, dass jeder die Natur so achtet wie es sich gehört. Wir haben nur einen Planeten, eine Natur und die sollte jedem am Herzen liegen.
AP: Gibt es noch etwas, das Ihr den Lesern sagen möchtet?
Liza & Jule: Folgt uns gerne auf Instagram und TikTok, jede Unterstützung hilft uns und der Natur. Und nehmt Euren Müll wieder mit und achtet auf Eure Umgebung.