Wird das Sommersemester 2020 ein sogenanntes „Nichtsemester“? Das fordern nun Professoren: Berichten des Deutschlandfunkes nach setzen sich nun bundesweit hunderte Mitarbeiter aus Forschung und Lehre dafür ein, das Sommersemester nicht zu werten. Nachteile für Studierende, die keine Studienleistungen erbringen können, sollen so vorgebeugt werden.
Semester formal nicht gelten lassen
In einem offenen Brief sprechen sich Professoren der LMU München, der Universität Trier und der Leibniz Universität Hannover dafür aus, das Sommersemester formal nicht gelten zu lassen.“Wenn wir als Lehrende konstruktiv und im Sinne der Studierenden agieren wollen, kann es nicht darum gehen, so schnell wie möglich den Status quo des herkömmlichen Lehr- und Prüfungssystems online wiederherzustellen.“, heißt es im Brief.
Das Sommersemester soll damit nicht ausfallen, eher geht es darum, dass Studenten, die vereinzelt keine Leistung erbringen können, einen Nachteil daraus ziehen. So ist es beispielsweise bei Studiengängen der Fall, die auf Laborzeiten angewiesen sind, aber auch Bafög- und Regelstudienauflagen sind davon betroffen. „Das Sommersemester sollte deshalb mit deutlich veränderten Lehrformaten und unter Aussetzung strenger Deputatsberechnungen stattfinden.“, heißt es.
Erhöhter organisatorischer & kommunikativer Aufwand
Doch warum sollten bereits jetzt Nachteile entstehen, wenn das Semester doch erst beginnt? Zum einen sind Prüfungsleistungen vom Wintersemester noch nicht abgeschlossen und können aufgrund der geschlossenen Bibliotheken auch noch nicht abgeschlossen werden, heißt es. Der organisatorische & kommunikative Aufwand sei bei einer Verlagerung der Inhalte von Präsenzlehre auf Internetplattformen ebenfalls sehr hoch. „Weder Lehrende noch Studierende sind in den meisten Fällen mit den Methoden und Tools des E-Learning hinreichend vertraut. Präsenzlehre lässt sich nicht umstandslos ins Internet verlagern.“
Die technische Infrastruktur mache es außerdem schwachen Studenten nicht leicht „Universitäts- und weitere einschlägige Bibliotheken sind geschlossen, Computerpools unzugänglich, Laptopverleih durch die Rechenzentren nicht länger möglich, Internetzugang durch die Hochschulen (und im öffentlichen Raum) unmöglich oder stark eingeschränkt, Räumlichkeiten nicht betretbar. „Allein der Zustand an Schulen, so z.B. durch Online-Plattformen wie „Mebis“, zeigen, wie überfordert das System sei.
Neue Organisation
Auch müssen sich Verwaltung und Studenten neu sortieren „Viele Studierende haben ihre Jobs verloren, auf die sie jedoch angewiesen sind. Alternativen (z.B. Erntehilfe, Fahrdienste, Supermarkt-Logistik) sind zeitaufwändig und schlecht bezahlt.“ Auch Kinderbetreuung müsse neu organisiert werden und zusätzlich zum Unialltag gestemmt werden, heißt es. „Die solidarische Bewältigung der COVID-19-Pandemie hat oberste Priorität. Ein Semester kann warten.“ Unterzeichnet haben diesen offenen Brief bereits fast 1400 Mitarbeiter verschiedenster Universitäten und Hochschulen in Deutschland.
Auf E-Learning umgestellt
Auch die Hochschule Ansbach hat ihren Vorlesungsbeginn auf den 20. April verschoben – das gelte allerdings nur für Präsenz-Veranstaltungen. Online Vorlesungen finden bereits statt und auch sonst wurde bereits auf E-Learning umgestellt, um den Lernerfolg für das Semester sicherzustellen. Wie die Hochschule Ansbach in einer Presseinformation mitteilt, solle das Sommersemester auf jeden Fall stattfinden.“Schon jetzt arbeitet die Hochschule Ansbach mit Hochdruck daran, sich auf die veränderten Rahmenbedingungen einzustellen, unter denen der Lehrbetrieb weiterlaufen kann.“, heißt es.