Gastbeitrag von Denise Schiwon.
Der Coronavirus und die damit einhergehenden Einschränkungen stellen auch für Menschen mit psychischen Krankheiten eine besondere Herausforderung dar. Der Verlust von sozialen Kontakten sowie eines geregelten Alltags könnten psychische Krankheiten wie Depressionen oder Panikstörungen sogar verstärken. „Viele psychische Krankheiten können durch die Pandemie forciert werden“, sagte Heike Winter, Präsidentin der Psychotherapeutenkammer Hessen, gegenüber dem Deutschen Ärzteblatt. Jetzt ist Hilfe gefragt. Denn die Betroffenen wollen oder dürfen die eigenen vier Wände nicht mehr verlassen, um ihren Psychotherapeuten aufzusuchen. Wir haben fünf Tipps für Menschen mit psychischen Problemen, um die soziale Isolation gut zu überstehen.
1. Routine schaffen
Für Menschen mit psychischen Krankheiten sind Routine und ein geregelter Alltag von großer Bedeutung. Deshalb sollten Betroffene trotz Homeoffice oder Kinderbetreuung von Zuhause ihren gewohnten Tagesablauf beibehalten. Wenn du normalerweise um 7 Uhr morgens aufstehst, machst du das also auch in diesen Zeiten. Halte feste Pausen zum Essen ein und arbeite deine alltäglichen To-dos wie sonst ab. Wenn du dich sonst mündlich mit deinen Kollegen besprochen hast, dann telefoniere stattdessen mit ihnen zu einer festgelegten Uhrzeit.
2. Soziale Kontakte trotz Coronavirus aufrechterhalten
Auch wenn der persönliche Kontakt auf nicht absehbare Zeit eingeschränkt ist, sollten Betroffene ihre Beziehungen pflegen. Über Telefon, Skype, WhatsApp und andere Möglichkeiten kannst du dich vernetzen. Ruf deine Familie und Freunde in regelmäßigen Abständen an. Womöglich könnt ihr feste Termine für Video-Telefonate vereinbaren. Wie wäre es, wenn du und deine Freunde euch jeden Abend zum Abendessen Gesellschaft leistet? Soziale Netzwerke machen es möglich.
So kannst du deine Liebsten trotzdem sehen und sprechen, auch wenn du sie nicht zu dir nach Hause einladen kannst. Da viele Freizeitmöglichkeiten wegfallen, ist die Lage auch eine Chance alte Freundschaften wieder aufleben zu lassen. Zum Beispiel kannst du dich mal wieder bei deiner besten Freundin aus der Grundschule melden. Und deine Großeltern freuen sich ganz sicher darüber, deine Stimme öfter zu hören.
3. Neuigkeiten zum Coronavirus beschränken
Die Situation durch das Coronavirus ist äußerst dynamisch und ändert sich beinahe stündlich. Es ist natürlich wichtig auf dem neuesten Stand zu sein. Dennoch können zu viele Infos oder das aktuellste Bild von leeren Supermarktregalen Gefühle wie Angst und Panik schüren. Betroffene sollten sich auf Neuigkeiten zum Coronavirus auf ein- bis zweimal pro Tag beschränken.
Vermeide Panikmacher sowie Bilder und Videos von leergekauften Supermärkten. Beziehe deine Informationen aus seriösen Quellen. Dazu zählen beispielsweise journalistische Nachrichtenunternehmen. Eine Sprachnachricht eines Freundes von dessen Bekanntem zählt nicht dazu.
Das Coronavirus beschäftigt derzeit jeden. Deshalb ist es auch völlig normal und in Ordnung, sich darüber auszutauschen – allerdings immer besonnen und nicht ausschließlich. Wenn du als Betroffener merkst, dass dir das Reden über das Virus zu viel wird, bitte deinen Gesprächspartner um einen Themenwechsel.
4. Gesunde Ernährung und genug Schlaf
Eine ausgewogene Ernährung ist generell die Grundlage für unser Wohlbefinden. Hinzu kommen ausreichend Schlaf und genug Wasser zu trinken. Eine gute Selbstfürsorge ist für Betroffene besonders in Zeiten der sozialen Isolation wichtig. Mit der richtigen Ernährung und ausreichend Schlaf startest du nicht nur körperlich, sondern auch geistig fit in den Tag.
5. Psychologische Betreuung per Video-Sprechstunde
Normalerweise sind die Videosprechstunden für Psychotherapeuten pro Quartal begrenzt. Aufgrund des Coronavirus hat die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) diese Begrenzung zum zweiten Quartal 2020 aufgehoben. Für Menschen mit psychischen Krankheiten, die regelmäßig einen Therapeuten aufsuchen, sind diese Termine äußerst wichtig. Diese Treffen sind teil der festen Routine und sie helfen dem Betroffenen beim Heilungsprozess. Termine per Videotelefonie sind momentan auch möglich, wenn der Betroffene bei dem Arzt zuvor noch nicht in Behandlung war. Patienten und Betroffene sollten bei ihrem Psychotherapeuten nachfragen, welche Beratung ohne persönlichen Kontakt möglich ist. Falls der Arzt keine Videotelefonie anbieten kann, ist unter Umständen eine telefonische Betreuung umsetzbar.