Da ab dem 29.01 die Spielwarenmesse in Nürnberg beginnt, dreht sich jetzt schon alles um Spielzeuge. Genau der richtige Moment, um sich mit dem Thema etwas mehr auseinander zusetzten. In der ganzen Metropolregion rund um Nürnberg herrscht eine lange Tradition der Spielwarenherstellung. Nichtsdestotrotz werden immer noch die meisten Spielzeuge in anderen Ländern hergestellt und regionale Produkte häufig nicht unterstützt. Das Nürnberger Bündnis „Fair Toys“ möchte über die laut eigenen Angaben drastischen Arbeitsbedingungen in asiatischen Spielzeugfabriken aufklären und fordert eine Verifizierung für faire Spielsachen. Aus diesem Grund veranstalteten sie unter anderem am 22.01. in Ansbach einen Workshop zum Thema „Faire Spielsachen – schon mal drüber nachgedacht?“ Ein Erfahrungsbericht:
Drastische Unterschiede in Berufen
Der Workshop beginnt mit einem Spiel. Jeder von uns bekommt eine Karte ausgehändigt, wo eine Identität beschrieben ist. Anhand der Karte sollen wir einige Fragen beantworten. Wenn wir mit „Ja“ antworten können, gehen wir einen Schritt vor, wer mit „Nein“ antwortet, muss stehen bleiben. „Hast du eine Schulausbildung? Fährst du in den Urlaub? Bist du glücklich?“ sind einige der Fragen. Am Ende steht die Hälfte der Gruppe ganz vorne im Raum, während der Rest kaum einen Schritt gehen konnte. Viele können sich schon denken, um welche Berufe es sich dabei handelt. Hinten befinden sich die Arbeiterinnen in chinesischen Spielzeugfabriken und vorne Geschäftsleitungen in anderen Ländern, wie Deutschland. Das war eines der Übungen, um klarzumachen, was verändert werden solle.
Unzumutbare Arbeitsbedingungen
Barbara Gruß vom Nürnberger Bündnis Fair Toys (NBFT) und Eva-Maria Steiner, Spielpädagogin, erklärten in einem kurzen Vortrag was sie erreichen wollen. Rund 48 % der Spielwaren werden in China und Hongkong hergestellt, 22 % kommen aus Osteuropa. „Die Arbeitsbedingungen müssen dringend verbessert werden“, so Gruß. Gesundheitliche Risiken, bis zu 130 Überstunden und nicht genügend sanitäre Anlagen sind nur einige von vielen Punkten. Zwar habe sich in den letzten Jahren viel verbessert, nichtsdestotrotz ist das laut dem NBFT nicht genug.
Wirksamkeitsprüfung mit Verhaltenskodex
Sie möchten eine Wirksamkeitsprüfung (Verifizierung) und Ergebnistransparenz, durch ein leicht erkennbares Label einführen. Dazu gehört ein Verhaltenskodex der alle relevanten Normen der ILO, der UNO und der allgemeinen Erklärung der Menschenrechte abdeckt. Der Kodex müsse öffentlich sein, für das gesamte Unternehmen gelten und die Zulieferkette vollständig abdecken. Zudem sollen Mindeststandards menschenrechtlicher Sorgfaltspflicht umgesetzt werden, Kontrollmechanismen und Beschwerdemechanismen etabliert werden. Auch die Zahlung von Existenzlöhnen in der gesamten Produktions- und Lieferkette sei nötig. Das waren einige der Forderungen, jedoch noch lange nicht alle. Nun versucht das NBFT Unternehmen und Gewerkschaften für sich zu gewinnen und wird auch an der Spielwarenmesse in Nürnberg vor Ort sein. Im März soll entschieden werden, ob das Label eingeführt wird. Sollte die Entscheidung positiv ausfallen, rechne man im Sommer mit der Verifizierung.
Tipps für Konsumenten
Auch wir Konsumenten können etwas für die Verbesserung tun. Zum einen rät Gruß, mehr regionale Spielzeuge zu kaufen und auf langlebige Produkte zu setzten. Wichtig sei es auch beim Einkauf von Spielwaren nach den verwendeten Stoffen und den Herstellungsbedingungen zu fragen. Gebrauchte Spielzeuge nicht wegschmeißen, sondern lieber weiter verschenken oder verkaufen.