Der Bund Naturschutz in Bayern äußerte sich in einer Pressemitteilung zum Bauernprotest am 17.01. in Nürnberg. „Die Proteste von Bäuerinnen und Bauern richten sich derzeit allen voran gegen die Auswirkungen einer jahrzehntelang verfehlten agrarpolitischen Weichenstellung, die nicht nur zu Umweltproblemen, sondern auch zum Bauernhofsterben geführt hat“, so Richard Mergner, BN Vorsitzender. „Ministerpräsident Markus Söder und sein Stellvertreter Hubert Aiwanger tragen Mitverantwortung für eine falsche Agrar- und Subventionspolitik, die Bauernhöfe genauso auf die Rote Liste gebracht hat, wie die Feldlerche oder viele Schmetterlinge. Wir brauchen eine ehrliche Partnerschaft zwischen Naturschutz und Landwirtschaft, faire Preise und letztlich einen neuen Gesellschaftsvertrag.“
Kritik an Regulierungsmaßnahmen
„Es ist verständlich, wenn sich Landwirte darüber beschweren, dass innerhalb von zwei Jahren Vorschriften zur Düngepraxis geändert werden. Die Ursachen liegen aber auch daran, dass jahrzehntelang versäumt wurde, schädliche Umweltauswirkungen der landwirtschaftlichen Produktion mit einfachen Regulierungsmaßnahmen zu verhindern. Ein Beispiel dafür wäre eine flächengebundenen Tierhaltung oder die Einführung einer Bestandsobergrenze der Tierhaltung. Stickstoffüberschüsse sind auch durch überhöhte mineralische Stickstoffdüngergaben und überzogene Ertragserwartungen in der pflanzlichen Produktion entstanden. Wenn jetzt die EU eine strengere Düngeverordnung einfordert sollte eines verhindert werden. Betriebe, die schon jetzt ökologisch wirtschaften oder durch extensive Tierhaltungsverfahren nicht Verursacher der Überdüngung sind, sollen von zu hohen Auflagen weiterhin befreit bleiben.“, so BN Landesbeauftragter Martin Geilhufe.
Gesellschaftliches Bündnis für eine neue Agrarpolitik
Ein großes gesellschaftliches Bündnis, dem sich der Bauernverband und die Initiatoren der heutigen Demonstration bisher nicht angeschlossen haben, demonstriert bereits im 10. Jahr anlässlich der Grünen Woche in Berlin für eine grundlegende Neuorientierung der Agrarpolitik. Diese müsse, so der BN Naturschutz, an den Ursachen der Umwelt- und sozialen Probleme in der Landwirtschaft ansetzen. Insbesondere müsse die Subventionierung von industriellen Agrar- und Massentierhaltungsbetrieben beendet werden. Zudem sollte man die Direktzahlungen pro Fläche in berechtigte Zahlungen an die Landwirtschaft für Umwelt- und Tierschutzleistungen umwandeln, heißt es weiter in der Pressemitteilung.
Weltmarktausrichtung beenden
Die Intensivierung für Billigproduktion und Weltmarkt ruiniere langfristig nicht nur bäuerlichen Familienbetriebe, sondern bedrohe auch die Menschenrechte. So wächst z.B. der Hunger in Südamerika parallel zur Expansion der Soja-Monokulturen, deren Soja-Lieferungen für die immer größeren Tierzuchtbetriebe in der EU unerlässlich sind. Gleichzeitig zerstören die Fleischüberschuss-Exporte in afrikanische Länder die Existenz vieler Hirten und Züchter, die mit den Billigimporten aus der EU nicht konkurrieren können und verarmen, so der BN Naturschutz.
Kritik am System, nicht an den Bauern
„Die Bauernfamilien rangieren bei Umfragen zur gesellschaftlichen Bedeutung hinter Ärzten und Krankenschwestern auf den vordersten Plätzen. Viele besonnene Bürger wissen um den hohen arbeitszeitlichen Einsatz der Bauernfamilien, gerade in Tierhaltungsbetrieben. Viele wissen um deren begrenzten Lohn, die wenige Freizeit und den Beitrag der Bauernfamilien zum Gelingen der dörflichen Gemeinschaft“, so Stephan Kreppold, Sprecher des BN Arbeitskreises Landwirtschaft und selbst Bio-Bauer. „Wenn aber bei den genannten Erhebungen systembezogene Fragen gestellt werden, wie z.B.: „Wie gut werden die Nutztiere gehalten?“ Oder „Schädigt intensive, chemiebasierte Landnutzung Artenvielfalt und Wasserqualität?“, dann zeigen die Zustimmungswerte stark nach unten. Das heißt, der Bauer, die Bäuerin sind in Ordnung, bestimmte Produktionssysteme sind es nicht. Und wenn es so ist, dann muss das intensive Landnutzungs- und Tierhaltungssystem auf den Prüfstand“, so Kreppold.
Dieser Artikel beruht auf einer Pressemitteilung des Bund Naturschutzes in Bayern.