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Eine Illustration der Ansbacher Altstadt. Bild: Walter Buckel
Eine Illustration der Ansbacher Altstadt. Bild: Walter Buckel

„Schönheit – Idee einer neuen Baukultur“: Ansbacher Architektur im Blick

Architektur als heilende Nahrung für die Seele? Der Burgbernheimer Autor und Architekt Walter Buckel geht in seinem Buch „Schönheit – Idee einer neuen Baukultur“ dieser Frage nach und zeigt, wie sich Kunst und Architektur auf unsere persönliche Wahrnehmung auswirken und sogar unsere Gesundheit beeinflussen können. Das Werk enthält viele Illustrationen und Fotos von Ansbach, Nürnberg, Rothenburg ob der Tauber sowie anderen fränkischen Städten wie auch einigen Kunstmetropolen Europas. Wir haben den Autor zu seinem kürzlich erschienenen Buch befragt.

Worum geht es in Ihrem Buch?

Ich möchte anregen, dass wir Menschen wieder bewusst schauen lernen und als reife Persönlichkeiten mit Übersicht, Verantwortung und einer am Menschen ausgerichteten Planung unsere Umgebung und unsere Welt bereichern.

Wie ist die Idee dazu entstanden?

Neben dem Studium der Architektur und Landschaftsentwicklung habe ich Tanz, Yoga, Malerei, Gesang und schließlich auch die Anthroposophie studiert. Alle diese Impulse haben sich in meine Seele geschrieben und mich angespornt dem Leben selbst auf die Spur zu kommen. Die Suche führte mich zu der Erkenntnis, dass wir uns heute nur noch über leblose Begriffe definieren oder, wenn man Schiller zitiert, über den spekulativen Verstand begegnen. Unsere Empfindungsfähigkeit und Ideale haben wir verloren. Ich suchte nach einem Anschauungsbeispiel, das diese Veränderung sichtbar werden lässt. Es konnte nur unsere Baukultur sein, da sie einerseits noch alle wichtigen Epochen aufzeigt und andererseits deren Werte, durch Größe und Formenkanons am deutlichsten widerspiegelt.

An wen richtet sich das Buch?

An alle, die das Schöne fühlen oder suchen. An diejenigen, die ihr Bewusstsein erweitern möchten, an Interessierte der Kunstgeschichte und natürlich an Bauherren, Ingenieure und Architekten.

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In Ihrem Buch sagen Sie, dass das Schöne die wichtigste Nahrung für unsere Seele sei und sogar eine heilende Wirkung habe. Wie genau meinen Sie das?

Wir müssen uns bewusst werden, dass Formen und Farben einen ganz subtilen Weg in unser Bewusstsein oder in unsere Seele finden (Bewusstsein und Seele kann vereinfacht als das gleiche bezeichnet werden). Diese Vorstellung war bis Anfang des 20. Jhd. vereinzelt noch lebendig. Da wir kaum noch Ideale selbstständig erringen und ins Leben bringen, ist auch das Erkennen von Formen, die unsere Seele belasten, verloren gegangen. Architektur kann wie ein schleichendes, deprimierend wirkendes Wesen wirken, das Menschen abstumpfen und verrohen lässt und sogar in die Isolation treibt.

Die heutige Bauweise kritisieren Sie dagegen als unsensibel, leer, kalt und zum Teil sogar hart, die sich zu sehr nach dem Zeitgeschmack richtet. Doch liegt die Schönheit bekanntlich nicht im Auge des Betrachters? Gab es nicht auch in der Geschichte verschiedene Epochen, die jede ihre eigenen, der jeweiligen Zeit entsprechenden Bauwerke hervorbrachten? Was stellen Sie sich unter Schönheit vor? Was empfinden Sie als hässlich und deprimierend?

Unterscheiden wir zwischen Geschmack und Schönheit. Die zweite leuchtet aus einem Werk, das nicht allein der Funktion, der eigenen oder fremden Spekulation gefolgt ist, sondern durch eine geistige Gesetzmäßigkeit inspiriert wurde. Der Geschmack ist launisch, lässt sich leicht verführen und passt sich dem jeweiligen Trend an oder wie Goethe sagte, dem „lärmenden Markt.“ Deshalb baut man heute spektakulär oder bewusst sachlich, die Emotion oder den Verstand zitierend. Die Schönheit aber erfahren wir durch unsere Empfindung, die unserem Leben Inhalte gibt. Schönheit bedeutet Leichtigkeit, Spiel und Zierde, sie ist der weibliche Anteil von Gestaltung. Leider wird sie heute rigoros am Bauwerk ausgegrenzt und mit billigen Argumenten tot geredet. Wenn wir genau hinschauen und empfinden, dann werden wir von der Zierde betört und durch rigide Raster verroht, durch Rhythmus und Wandgliederung belebt und durch monotone Flächenmodule abgestumpft, durch lebendige Fassadenordnung ins Staunen versetzt, während uns unverständliche Konstruktionen erschöpfen.

Auf Ihrer Webseite geben Sie an, dass Sie sich auch mit der Erforschung des Bewusstseins beschäftigen. Inwieweit hat Ihrer Meinung nach die Architektur etwas damit zu tun?

Das Bewusstsein oder unsere Seele kann als unser Denken, Fühlen und Handeln bezeichnet werden. Alles was wir äußerlich verwirklichen, wie z.B. Bauwerke, wird aus einer Idee, also einem Gedanken geboren. Der Gedanke ist ein geistiges Gut, das wir als Menschen erhalten haben. Deshalb müssen wir Verantwortung für uns selbst und unsere Umwelt übernehmen und uns fragen: Woher kommen wir, wohin gehen wir und wo liegen unsere Aufgaben? Wir stellen dann inhaltliche Fragen, die unser Bewusstsein erweitern und unser Handeln neu beleben. Ein Ingenieur oder Architekt wird sich dann fragen: Welche geistigen Gesetzmäßigkeiten ruhen in der Basis, der Mitte und dem Dach eines Gebäudes? Wie kann ein Rhythmus in der Fassade verwirklicht werden, der Bewohner und Betrachter gleichermaßen Genuss und Freude verschafft? Wie kann ich ein Gebäude erstellen, das durch seine Formen einlädt, den Ankommenden würdig und aufrichtig empfängt? Wie kann ich eine Gliederung entwickeln, die unserem Auge Licht in herrlichsten Schattierungen und Farben schenkt? Erst aus dem Verständnis für unser Bewusstsein erwächst eine ganzheitliche Architektur.

Was sind Ihre Lieblingsbauwerke in Ansbach?

Schon etwas älter, aber doch modern, das Postgebäude am Bahnhof. An älteren Gebäuden sind es das Herrieder Tor mit seinen empfangenden Nebengebäuden und das Gymnasium Carolinum.

Erzählen Sie etwas über sich selbst, dass die Leser des Buches wissen sollten.

Ich bin an der Wahrheit und Schönheit der Dinge interessiert. Dafür bleibe ich im Bewusstsein wach und weit. Das schenkt mir nicht nur körperliche Gesundheit, sondern entwickelt das freie Spiel meiner Fantasie. Ich bemerke wie ihre Lebendigkeit mich zu einem ganzen Menschen formt, mich anspornt ein Ideal zu suchen und meine persönliche Arbeit bereichert. Ich denke und fühle freudiger und sozialer, übe die unvoreingenommene Betrachtung an Mensch, Natur und Kultur und entdecke die faszinierende Schönheit. Meine Beziehungen werden erfüllter.

Wo ist das Buch erhältlich?

In jeder Buchhandlung zu bestellen, ISBN: 978-3-7319-0779-4, vorrätig in der Buchhandlung Seyerlein, Karlsstraße 10, Ansbach, Michael Imhof Verlag, wo es erschienen ist.

Wir danken Herrn Buckel für die Antworten! Wer sich weiter informieren will, kann das auf der Webseite des Autors: www.idee-form-schoenheit.de.

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