Die Woche der Menschen mit Behinderung vom 03. bis 09. Dezember 2018 soll Arbeitgebern Mut machen, auch Menschen mit Handicap eine Chance zu geben. Wie gut das gelingen kann, zeigt ein Praxisbeispiel in Leutershausen: Dort arbeitet Zhi-Hao Ramic, ein gehörloser Metallbearbeiter bei der Schlosserei Diezinger GmbH & Co. KG.
Eine Kommunikation mit dem 21-Jährigen ist schwierig. Das liegt nicht etwa an Sprachschwierigkeiten aufgrund seiner Nationalität, wie vielleicht der Name des in Ansbach geborenen Serben erahnen lassen könnte. Es liegt daran, dass er bereits von Geburt an vollständig gehörlos ist und seinem Gegenüber auch nicht von den Lippen ablesen kann.
Die Mitarbeiter der „leisen Töne“ im Metallbau
Trotz allem hat er bei der Fa. Diezinger einen Arbeitsplatz als Metallbearbeiter erhalten. Der Firmeninhaber, Hans-Jürgen Diezinger, berichtet: „Ich bin generell Menschen mit Behinderung gegenüber sehr aufgeschlossen. Jeder kann von heute auf morgen von einer Behinderung betroffen sein. Da bereits mit Michael Perlefein ein Gehörloser in meinem Betrieb arbeitet und dieser zu meinen besten Mitarbeitern zählt, war ich gerne bereit, Herrn Ramic einzustellen. Perlefein hat sich in den 18 Jahren seiner Betriebszugehörigkeit in meinem Betrieb zu einer Führungskraft entwickelt, die ich nicht mehr missen möchte.“
Perlefein selbst liest jedes Wort von den Lippen ab und lässt Ramic in Gebärdensprache mit schnellen Gesten am Gespräch teilnehmen. So entsteht eine lebhafte Unterhaltung, in der Ramic berichtet, dass er sich sehr über die berufliche Chance, die er in Leutershausen bekommen hat, freut. Bereits während seiner Schulzeit an einer Schule für Gehörlose entwickelte er ein großes, technisches Interesse. Deshalb entschied er sich nach dem Schulabschluss für eine Ausbildung als Metallfeinbearbeiter beim Berufsbildungswerk (bbw) in Nürnberg.
Schwierige Arbeitsplatzsuche
Die anschließende Suche nach einem geeigneten Arbeitsplatz gestaltete sich für ihn zunächst jedoch sehr schwierig. Erst die Reha-Vermittlerin bei der Agentur für Arbeit Ansbach-Weißenburg brachte seine Stellensuche in und um Ansbach auf einen guten Weg. Da Ramic auf öffentliche Verkehrsmittel zum Erreichen seines Arbeitsplatzes angewiesen ist, fragte sie beim Arbeitgeberservice nach, welche Firmen für eine Einstellung in Frage kämen. Hier entstand die Idee, sich mit der Schlosserei in Verbindung zu setzen.
Dort konnte Ramic bei einem, von der Agentur geförderten, einmonatigen Praktikum entsprechend überzeugen, so dass er im Anschluss einen Arbeitsvertrag erhielt. Die Agentur für Arbeit gleicht dem Arbeitgeber in der Anfangszeit durch einen Eingliederungszuschuss die Besonderheiten des neuen Mitarbeiters aus. Eine Notwendigkeit, den Arbeitsplatz zusätzlich behindertengerecht gestalten zu lassen, sieht Diezinger hingegen nicht. „Durch ein gutes, kollegiales Miteinander in meinem Betrieb werden die Aufgaben leistungsgerecht aufgeteilt. Kollegen übernehmen die nötigen Telefonate, Perlefein und Ramic dafür andere Aufgaben der Kollegen. Meine Mitarbeiter gleichen untereinander die Arbeit aus, so dass auch noch ein weiterer, durch einen Motorradunfall schwerbehinderter Mann, seinen Arbeitsplatz bei uns behalten konnte!“
Aktion gegen Vorurteile
„Während der bundesweiten Aktionswoche der Menschen mit Behinderung sollen Vorurteile bei Arbeitgebern abgebaut werden. So können zusätzliche Fachkräfte für den Arbeitsmarkt gewonnen werden. Denn Menschen mit Behinderung sind nicht generell weniger leistungsfähig. Vielmehr sind sie – richtig eingesetzt – sehr motivierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die ihre Chance engagiert nutzen.“, informiert der Geschäftsführer (operativ) der Agentur für Arbeit Ansbach-Weißenburg, Wolfgang Langer. „Mit 12,8 Prozent zählt mehr als jeder zehnte in Ansbach-Weißenburg gemeldete Arbeitslose zum Personenkreis der Menschen mit Behinderung. Um offene Stellen adäquat besetzen zu können, wird es deshalb für Firmen immer wichtiger, deren Beschäftigungsmöglichkeiten im eigenen Betrieb zu klären und ihnen Chancen zu eröffnen. Über zwei Drittel von Ihnen haben sogar eine abgeschlossene Ausbildung und stehen dem Arbeitsmarkt als Fachkraft zur Verfügung.“
Bei der Schlosserei Diezinger selbst gibt es aufgrund der Aufgeschlossenheit des Chefs, auch schwächeren Bewerbern eine berufliche Chance zu geben, derzeit keine Personalprobleme. Die Firma floriert, hat ein gesundes Wachstum und ein sehr angenehmes Betriebsklima. Die Mitarbeiter werden alle gleichermaßen wertschätzend behandelt. „Bei Bedarf weiß ich immer, dass ich auf die Unterstützung der Arbeitsagentur zählen kann. Das ist ein gutes Gefühl“, so Diezinger abschließend.
Die Anlaufstelle der Bundesagentur für Arbeit
Es gibt vielfältige Förder- und Beratungsmöglichkeiten. Der Arbeitgeberservice der Agentur für Arbeit steht Firmen für Fragen und die Meldung offener Stellen gerne unter der kostenlosen Hotline-Nummer 0800/4 5555 20 zur Verfügung.
Auch Bewerber können sich über bestehende Möglichkeiten informieren; online unter www.arbeitsagentur.de oder unter der Hotline-Nummer 0800/4 5555 00.
Dieser Artikel beruht auf einer Pressemitteilung der Bundesagentur für Arbeit Ansbach-Weißenburg.