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Portrait der Autorin Sonja Vukovic
Portrait der Autorin Sonja Vukovic

Forum Essstörungen: Erfahrungen über den Weg aus der Sucht

„Mit 31 Jahren, nach 13 Jahren Magersucht und Bulimie, kann ich sagen, ich bin mit der Krankheit durch. Was war, ist jetzt gegessen.“ Das ist die Quintessenz der Autobiographie von Sonja Vukovic, die mit ihrer eigenen Geschichte schonungslos die Schrecken einer Essstörung offenbart.

Am Mittwoch, den 14. November 2018, ist die Autorin, Journalistin und Rednerin mit der Lesung aus ihrer Biographie zu Gast beim Forum Essstörungen in den Kammerspielen Ansbach und gibt einen Einblick in ihre Krankheitsgeschichte, ihre Erfahrungen, und den Weg aus der Sucht. Seit ihrem 13. Lebensjahr litt Sonja Vukovic unter Essstörungen, erst Bulimie, dann Anorexie, später einer Mischform aus beidem.

Über die Autorin

„Ich habe als junges Mädchen geglaubt, dass ich nur geliebt werde, wenn man mich schön findet. Ich wurde gemobbt, war eine Außenseiterin, und weil ich es mir nicht anders erklären konnte, dachte ich, es liege an meinem damaligen Übergewicht“, so Vukovic. „Heute weiß ich, dass es eigentlich meine Unsicherheit war. Mein Vater ist Alkoholiker, meine Mutter lebte lange in leidvoller Co-Abhängigkeit. Ich hatte lange ein instabiles Elternhaus und konnte nie das ausbauen, was man Urvertrauen nennt – ein Vertrauen in mich und die Welt. Das habe ich mit der Magersucht versucht zu kompensieren. Etwas zu kontrollieren, während ich innerlich immer wieder die Kontrolle über Gedanken und Gefühle verlor, das ließ mich lange stark fühlen, obwohl ich es nicht war.“

„Raus aus der Sucht, das muss man selbst wollen, man muss selbst kämpfen, das kann einem niemand abnehmen, das ist richtig. Um gesund werden zu wollen, braucht man ein Gefühl des Selbstwertes. Der Selbstliebe. Des Selbstvertrauens. Und genau daran mangelt es ja. Alleine schafft man das nicht aus dieser Zwickmühle. Man braucht Begleiter, die da sind, wenn man es gerade alleine nicht kann, die aber auch eigene Grenzen ziehen, wenn ihnen alles zu viel wird. Das ist komplex, aber es ist sehr wichtig“, erläutert die heute 33-Jährige.

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„Lesungen und Diskussionsrunden wie die Veranstaltungsreihe ‚Forum Essstörungen‘ sind deshalb sehr wichtig, um Betroffenen und auch Angehörigen Gehör zu schenken und zu zeigen: es geht“, führt die Autorin weiter aus. Gleichzeitig betont sie: „Ich kann kein Pauschalrezept dafür liefern, wie man wieder gesund wird. Meine Geschichte ist eine von vielen, die keinen Anspruch auf Gemeingültigkeit erhebt. Aber sie trägt hoffentlich dazu bei, das Tabu mit dem Essstörungen nach wie vor belastet sind, aufzubrechen.“

Veranstaltungsdaten

Veranstaltet wird das Forum Essstörungen vom Bezirksklinikum Ansbach und dem Gesundheitsamt des Landkreises Ansbach. Die Lesung findet am Mittwoch, den 14. November, um 19.00 Uhr in den Kammerspielen Ansbach statt. Anschließend stehen neben der Autorin Sonja Vukovic auch Dr. Hans-Jürgen Schulz, Oberarzt der Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik am Bezirksklinikum Ansbach und Isolde Imschloss von der Kontaktgruppe „Strohhalm“ des Gesundheitsamts für Fragen zur Verfügung. Der Eintritt ist frei, Sitzplatzreservierungen sind nicht möglich.

Die Zahl der Betroffenen steigt

Laut dem Bayerischen Landesamt für Statistik wurden im Jahr 2014 in den bayerischen Krankenhäusern 3.177 vollstationäre Behandlungen von Patienten mit psychisch bedingten Essstörungen durchgeführt, rund 2,3 Prozent mehr als 2013 und 44 Prozent mehr als im Jahr 2000. Betroffen waren dabei nahezu ausschließlich Mädchen und junge Frauen (93,8 Prozent).

Je früher Betroffene und Angehörige Hilfe suchen, desto besser stehen die Chancen für eine Bewältigung der Erkrankung. Die Kontaktgruppe „Strohhalm“ sowie die Institutsambulanz des Bezirksklinikums Ansbach stehen als erste Ansprechpartner zur Verfügung. So lädt die Kontaktgruppe „Strohhalm“ regelmäßig zu Gruppenabenden ein, an denen sich Betroffene im geschützten Rahmen untereinander austauschen können. Eine speziell für Angehörige eingerichtete Gruppe, bietet auch Familienangehörigen von Betroffenen Unterstützung an. Auf der psychosomatischen Station des Bezirksklinikums Ansbach bekommen Patientinnen eine mehrwöchige stationäre Therapie, die im Anschluss daran in der Tagesklinik fortgesetzt werden kann, um die Betroffenen weiter zu stabilisieren.

Dieser Beitrag bezieht sich auf eine Pressemitteilung der Bezirkskliniken Mittelfranken.

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