Bereits seit längerer Zeit gibt es unter unserer Facebook Community eine rege Diskussion über die, ihrer Meinung nach, mangelnde Attraktivität der Stadt. Die Zahl der Touristen ist im vergangenen Jahr, entgegen dem bayernweiten Trend, merklich zurück gegangen und auch viele Ansbacherinnen und Ansbacher beschweren sich lautstark über die ihrer Meinung nach wenig interessanten Angebote der Innenstadt.
Nach Oberbürgermeisterin Carda Seidel und Stefan Pruschwitz, Geschäftsführer des Citymarketing Ansbach e.V., haben wir nun auch bei den Fraktionen des Ansbacher Stadtrates einmal nachgefragt, was sie denn von der aktuellen Diskussion halten und welche Ideen sie haben, um Ansbach für Gäste und Einheimische wieder sexy zu machen.
Statement Offene Linke Ansbach (OLA)
Die Offene Linke Ansbach (OLA) ließ uns in Person ihres Fraktionsvorsitzenden Boris-André Meyer folgendes Statement zukommen.
„Unsere langjährigen Bemühungen für den Wiedereinstieg der Stadt in den kommunalen Wohnungsbau waren erfolgreich: Am 23.01.2018 gründete der Stadtrat einstimmig die „Stadtbau Ansbach“ als Eigenbetrieb. Ein wichtiges Ziel ist die Schaffung neuer Wohnungen durch Ankauf und Sanierung von leerstehenden Gebäuden mit Schwerpunkt Innenstadt.
Dadurch wollen wir bezahlbaren Wohnraum und neues Leben in den Stadtkern bringen. Mehr Einwohner in der Altstadt erhöhen dort auch die Chance auf einen Nahversorger mit Waren des täglichen Bedarfs. Zudem soll die Stadtbau Flächen für Existenzgründer in die Innenstadt bringen. Unser Ziel ist, mehr Hochschulabsolventen in der Stadt zu halten.
Im kulturellen Bereich wollen wir Angebote für die jüngere Generation ausbauen. Die Androhung der Schließung des Speckdrumms 2016 war ein grundfalsches Signal seitens der Stadt. Gemeinsam mit vielen Engagierten konnten wir den Weiterbetrieb bis zumindest 2021 sicherstellen.

v.l.n.r. Boris-André Meyer, Kerstin Weinberg-Jeremias, Uwe Schildbach. Foto: Melanie Lay.
Die Stadt gibt für Theater, Bachwoche und Rokoko-Festspiele zusammen jährlich weit über eine Million Euro aus. Die OLA arbeitet dafür, auch die Jugend- und Musikkultur stärker zu fördern und breiter aufzustellen: Ansbach ist reich an jungen Kulturschaffenden. Es gilt hier eine bessere Vernetzung zu schaffen und mittelfristig möglicherweise auch ein gemeinsames Dach zu bauen; am besten natürlich im innenstadtnahen Bereich.
Die Innenstadt muss erreichbar sein. Wenn um 18 Uhr der letzte Bus in die Ortsteile fährt, schadet das nicht zuletzt dem Handel und der Gastronomie. Deshalb wollen wir den ÖPNV auf die Abendstunden ausweiten. An Freitagen und Samstagen setzen wir uns für eine Testphase eines Nightliners für Ansbach ein. So machen wir kulturelle Veranstaltungen und das gemeinsame Ausgehen in der Innenstadt attraktiver.
Um Ansbach im Stadtkern wie auch an der Peripherie attraktiver zu machen, ist eines grundlegend: Die Menschen mitzunehmen. Das will die OLA durch mehr Bürgerbeteiligung erreichen: 2014 wurde unser Antrag auf eine Bürgerfragestunde in jeder Stadtratssitzung noch von einer Mehrheit im Gremium abgelehnt.
Wir bleiben aber dran: Die Ansbacher sollen mehr Möglichkeiten bekommen, ihre Ideen für die Stadt einzubringen. Dafür wollen wir den Bürgern in jeder Stadtteilversammlung die Chance eröffnen, Anträge zu beschließen, mit denen sich der Stadtrat befassen muss. Denn oft wissen die Anwohner am besten, wo vor Ort der Schuh drückt.“

Die Gästezahlen in Ansbach gingen deutlich zurück. Foto: Barbara Duna.
Statement Bündnis90/Die Grünen
Dr. Bernhard Schmid, Fraktionssprecher von Bündnis90/Die Grünen, ließ unserer Redaktion von seiner Partei ebenfalls ein äußerst ausführliches Statement zukommen.
„Wir, die Stadtratsfraktion Bündnis90/Die Grünen, sind der Ansicht, Ansbach ist eine liebenswerte Stadt mit großem Potential – es braucht aber Mut, um aufbauend auf dieser Grundlage die Stadt nachhaltig weiterzuentwickeln. Das Zentrum von Ansbach muss als Wohnstandort gezielt entwickelt werden, denn erst die Menschen, die in der Stadt wohnen, machen sie auch lebendig.
Ebenfalls notwendig ist es, zur Struktur der Innenstadt passendes Gewerbe mit Magnetwirkung zu unterstützen, z.B. durch Stärkung der Kreativwirtschaft, und innenstadtnahe Arbeitsplätze zu fördern. Dazu gehören natürlich auch attraktive Lokale, und, die von uns vorgeschlagene Markthalle. Nicht zu vergessen ist das von uns schon lange geforderte Gesamtkonzept für die Neugestaltung und Umnutzung von Stadt,- Rat-und Schrammhaus und der dringende bürgerfreundliche Ausbau des Innenhofs.

Der Vorstand von Bündnis 90/Die Grünen Ansbach v.l.n.r.: Michael Hinze, Dr. Bernhard Schmid, Meike Erbguth-Feldner, Tina Leinstein. Foto: Bündnis90/Die Grünen Ansbach.
Wir sprechen uns klar gegen die Abschottung der Innenstadt durch Sicherheits-Boller und weitere Zufahrtssperren aus, aber für ein kluges System zur Anlieferung der Waren auf der Basis von Elektromobiliät und Elektro-Lastenfahrrädern mit Umladestationen außerhalb der Innenstadt. Wichtig ist für uns eine „Grüne Stadtentwicklung“, das bedeutet: Begrünung von Flächen und Plätzen und Vernetzung dieser Freiräume als Begegnungstätten und Ruhezonen für Jung und Alt. Die Jugendlichen der FOS/BOS haben in ihrem Projekt „Rezat erlebbar machen“ viele gute Ideen aufgezeigt.
Die Erreichbarkeit der Innenstadt ist ein wichtiger Punkt, für uns schwerpunktmäßig mit dem Fahrrad und ÖPNV, also: Ausbau der Radwege, überdachte Fahrradstellplätze, Freigabe der verkehrsberuhigten Bereiche für Fahrräder, Ladestation und ein direkter und schneller ÖPNV. Es gibt in Ansbach viele Parkplätze in Innenstadtnähe; ein modernes Parkleitsystem würde das für alle, die Ansbach besuchen möchten, klar erkennbar machen! Was fehlt? Die Motivation, neue Dinge zu denken, zu akzeptieren und Stadtentwicklung als gemeinsame Aufgabe aller Bürgerinnen und Bürger zu sehen!
Vor 800 Jahren wurde Ansbach erstmals urkundlich als „Stadt“ erwähnt. Eine gute Gelegenheit, das Stadtjubiläum im Jahr 2021 zu feiern, und zwar als Veranstaltung, in deren Mittelpunkt die Bürgerinnen und Bürger unserer Stadt stehen, die es auch gemeinsam gestalten. Und zu guter Letzt: Warum nicht doch eine Landesgartenschau für Ansbach? Sie könnte viele Entwicklungspotentiale aufdecken und auch umsetzen.
Das wäre ein wirklicher touristischer Anziehungspunkt mit Langzeitwirkung und ein Gewinn vor allem auch für die Menschen in Ansbach. Also gestalten, statt verwalten – und das gemeinsam. Wir sind gespannt auf Anregungen aus der Ansbachplus-Community und nehmen diese gerne auf.“

Ansbacher Altstadt. Foto: Linda Walterschen.
Statement SPD
Last but not least äußert sich auch die SPD-Fraktion zur Frage nach der Attraktivität unserer Stadt. Für die Sozialdemokraten hat die Innenstadt Ansbach schon eine gewisse Attraktivität, allerdings gibt es auch immer Raum zur Verbesserung:
„Die SPD-Fraktion ist der Meinung, dass Ansbach eine attraktive Innenstadt hat. Natürlich gibt es auch immer Möglichkeiten zur Verbesserung. Was zeichnet eine attraktive Innenstadt aus? Letztendlich ist es ein Mix von attraktiven Läden, coolen Bars und guten Restaurants. Dazu werden Menschen durch Veranstaltungen in die Innenstadt gelockt.
Dies zeigen Events wie das Ansbacher Altstadtfest, der Weihnachtsmarkt, die Ansbach Open, die Bachwoche, die Rokoko- oder Kaspar-Hauser-Festspiele, die Kneipjagd oder auch das neue Format Bier & Brodworschd. Ansbach hat ein enormes kulturelles Angebot, z.B. die Genossenschaft Theater Ansbach Kultur am Schloß mit seinen Sparten Theater, Konzerte und Kino, die Ansbacher Kammerspiele, das Kunsthaus Reitbahn und zahlreiche kleinere Kultur- Anbieter.
Wünschenswert wären sicher weitere Veranstaltungen, z.B. Musik in der Altstadt oder Ansbach zaubert. Auch weitere Bars und Restaurants oder auch ein kleiner Lebensmittelladen in der Innenstadt. Als SPD-Fraktion unterstützen wir jegliches private Engagement in diesem Bereich. Wir haben aber auch einen Wunsch an die Bürgerinnen und Bürger.

Vordere Reihe: v.l.: Elvira Frauenschläger, Martin Porzner sowie Helga Koch. Hintere Reihe v.l.: Hubert Müller, Frank Reisner, Markus Fabi, Michael Gowin und Gert Link. Foto: SPD Fraktion.
Nutzt das vorhandene Angebot, dann kann auch Neues entstehen. In der oberen Neustadt hat sich einiges entwickelt in den letzten Jahren. Die untere Neustadt leidet im Moment sehr unter den Bauarbeiten. Diese dienen aber letztendlich der Steigerung der Attraktivität der Innenstadt. Viele Menschen ziehen es vor, im Internet irgendwelche Waren zu kaufen und wundern sich dann, dass es immer schwerer fällt, Innenstädte zu beleben.
Leute, denkt über euer eigenes Konsumverhalten nach. Wann habt ihr das letzte Mal einen Bummel durch die Innenstadt gemacht? Macht es euch zur Gewohnheit. Dann kommt auch wieder mehr Leben in die Stadt. Zahlreiche Cafés und Restaurants sind durchaus vorhanden, um sich in geselliger Runde zu treffen. Wir werden weiterhin dafür sorgen, dass Ansbach eine lebens- und liebenswerte Stadt bleibt.“
Weitere Statements ausstehend
Trotz mehrfacher Nachfrage hat unsere Redaktion bislang leider nur Statements von drei der sieben Stadtratsfraktionen erhalten. Auch über Statements der übrigen Fraktionen würden wir uns natürlich sehr freuen und bleiben selbstverständlich für Euch am Ball!