Der Fastfood-Konzern McDonald’s hat gegen einen Schlachthof im baden-württembergischen Tauberbischofsheim Strafanzeige gestellt. Durch aktuelle Recherchen des Nachrichtenmagazins sternTV kam der Ball erst ins Rollen. In der Sendung am 14. Februar 2018 wurden nämlich von Tierschützer und Sprecher des SOKO Tierschutz e.V., Friedrich Mülln, erschütternde Zustände in einem Schlachtbetrieb in Tauberbischofsheim aufgedeckt.
Der Betrieb ist seit 2017 im Besitz der OSI Gruppe und beliefert laut McDonald’s Deutschland deren Rindfleischlieferanten OSI Food Solutions. Laut eigenen Angaben bezog McDonald’s 30 Prozent des Fleisches aus Tauberbischofsheim.
Tierquälerei im Schlachthof
SOKO Tierschutz Recherchen beweisen extreme Tierquälerei im Schlachthof in Tauberbischofsheim. Dort, im Schlachthof Hynek, wurden Tiere mit Elektroschockern misshandelt, Rinder bei Bewusstsein aufgeschlitzt, und die amtlichen Tierärzte sahen tatenlos zu – das beweisen Videoaufnahmen, die den Verantwortlichen bei McDonald’s vorgelegt wurden.

Das Veterinäramt des Landratsamtes Main-Tauber-Kreis befindet sich sogar auf dem Gelände des Schlachthofes. Foto: Rene Engmann
„Für uns nicht akzeptabel“
„Die uns vorgelegten Aufnahmen aus dem Schlachthof beinhalten auch aus unserer Sicht gravierende Verfehlungen in dem Schlachtbetrieb. Dies ist für uns nicht akzeptabel. Wir haben den Bezug von Fleisch von besagtem Schlachthof unmittelbar nach Kenntnis der Vorwürfe bis auf weiteres einstellen lassen. Selbstverständlich haben wir unseren Vertragspartner, die OSI Food Solutions, bereits aufgefordert, die erhobenen Vorwürfe schnell und intensiv zu überprüfen und nachhaltig jegliche Verfehlungen abzustellen“, heißt es seitens des Fastfood-Konzerns.
Erschütternde Ergebnisse
Erst im Dezember 2017 flog der Schlachthof Düren, ein weiterer McDonalds-Lieferant, mit erschreckenden Zuständen auf, so berichtet Friedrich Mülln. SOKO Tierschutz dokumentierte jetzt den eigenen Schlachthof des McDonalds Fleischlieferanten. Das Ergebnis ist erschütternd: „Die Tiere werden dort täglich misshandelt, bis zu 170 Stromstöße in wenigen Minuten, selbst ins Gesicht und an den After,“ beschreibt SOKO Ermittler Mülln in einer Pressemitteilung.

Die Polizei sichert aktuell Beweismittel auf dem Schlachthof in Tauberbischofsheim. Foto: Rene Engmann
Strafanzeige gestellt
Für McDonald’s ist eine vollumfassende und vor allem rasche Klärung der Vorwürfe extrem wichtig. Auf schnelle und konsequente Überprüfung durch die zuständigen Behörden werde gedrängt, da diese für die ständigen Kontrollen der Schlachtbetriebe im Hinblick auf die Einhaltung gesetzlicher Vorschriften zuständig seien. „Angesichts der Schwere der behaupteten Verstöße haben wir bei der zuständigen Staatsanwaltschaft eine entsprechende Strafanzeige gestellt“, so ein Sprecher von McDonald’s.
Erste Konsequenzen ließen nicht lange auf sich warten, bereits gestern, 14. Februar 2018, wurde der Schlachthof vom Veterinäramt geschlossen und der Betrieb vorerst eingestellt. Derzeit befindet sich die Polizei auf dem Gelände und durchsucht mit mehreren Kräften den Betrieb zum Zwecke der Beweissicherung.
SOKO Tierschutz fordert öffentliche Videoüberwachung
Die OSI Group hat Ende letzten Jahres ein Maßnahmenpaket entwickelt, um die zusätzlichen, freiwilligen Audits – welche neben den gesetzlichen Kontrollen stattfinden – weiter zu verbessern, so Mc Donald’s. Aufgrund der aktuellen Vorwürfe habe man die OSI Food Solutions aufgefordert, die konsequente Umsetzung drastisch zu beschleunigen. SOKO Tierschutz fordert indes, den örtlichen Behörden die Kontrolle über Schlachthöfe völlig zu entziehen und öffentliche Videoüberwachung zu installieren.