ANSBACH. Vor fast genau einem Jahr sollen zwei Brüder ihre Tante in Feuchtwangen ermordet haben. Die 84-jährige wurde zunächst gewürgt, dann brutal geschlagen und anschließend die Treppe hinuntergeworfen. Jetzt begann der Prozess vor dem Landgericht Ansbach.
Beim gestrigen Prozessauftakt hat ein 25-jähriger seinen zwei Jahre älteren Bruder schwer beschuldigt. Laut seiner Aussage habe der Bruder die im Rollstuhl sitzende Tante ermordet. Er selbst habe seinen Bruder von der Tat sogar abhalten wollen. Auf die Frage des Richters, warum er seinen Bruder nicht aufgehalten habe, sagte der 25-jährige unter Tränen, dass er zu große Angst vor ihm gehabt hätte.
Mit Holzlatte geschlagen
Laut Anklageschrift sollen die beiden Männer ihre Tante am letztjährigen „Tag der Deutschen Einheit“ in deren Haus in Feuchtwangen aus Habgier wegen wenigen hundert Euro ermordet haben. Dem zufolge schlugen, würgten und traten die beiden Brüder die wehrlose Rollstuhlfahrerin und verprügelten sie mit einer Holzlatte. Im Anschluss daran wurde die Frau dann auch noch die Kellertreppen hinuntergestürzt.
„Wie eine Ewigkeit“ habe sich die Dauer der Tat für den 25-jährigen angefühlt, der mit seiner Aussage die alleinige Verantwortung des Mordes auf seinen Bruder abschob. Dieser soll im Anschluss sogar gesagt haben, dass dies nicht die erste Tat dieser Art für ihn gewesen sei. Der 27-jährige habe ihn dann auch gezwungen das Blut wegzuwischen.
Gutes Verhältnis zur Tante
Der 25-Jährige Tatverdächtige lebte zur Zeit der Tat im Haus der Tante. Er habe ein durchweg positives und gutes Verhältnis zu ihr gehabt, sein Bruder jedoch nicht. Der 27-Jährige wollte sich zu den Vorwürfen seines jüngeren Bruders zunächst nicht äußern.
Ein Polizist gab vor dem Landgericht an, dass der 27-Jährige Bruder kurz nach der Tat selbst die Polizei gerufen hatte. Damals sagte er, er habe seine Tante schon eine längere Zeit nicht mehr gesehen und mache sich daher Sorgen um sie. Anschließend holte er einen Ersatzschlüssel und rief später erneut bei der Polizei an.
Gesicht völlig zertrümmert
Beim zweiten Anruf gab er dann an, seine Tante leblos in deren Wohnung aufgefunden zu haben. Schnell war den Ermittlern jedoch klar, dass an seiner Geschichte etwas nicht stimmte. Auch der Notarzt, der die Frau damals nach deren Auffinden untersuchte, sagte gestern als Zeuge aus.
Laut seinen Angaben war das Gesicht der 84-jährigen vollkommen zertrümmert und blutüberströmt. Nicht nur das habe gegen einen natürlichen Tod gesprochen.