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Symbolbild Ansbach. Foto: Pascal Höfig
Symbolbild Ansbach. Foto: Pascal Höfig

Droht dem Raubkatzenasyl wirklich die Schließung?

So viel mehr als Tierschutz

Wallersdorf in der Nähe von Ansbach ist vor allem für Eines bekannt – das Raubkatzenasyl! Von außen wirkt es relativ unscheinbar, wer aber schon einmal an einer Führung teilgenommen und sich das Gebiet von innen angesehen hat, weiß, dass hier so viel mehr als Tierschutz dahinter steckt. Die ehrenamtlichen Helfer geht es nicht um Geld, im Vordergrund steht hier immer das Wohl der Tiere, die irgendwo in Deutschland in Not geraten sind.

Tiger, Puma & Co.

Momentan sind im Raubkatzenasyl in Wallersdorf unter anderem fünf Tiger, zwei Luchse, zwei bengalische Katzen, ein Puma und ein Polarfuchs untergebracht. Diese Raubkatzen wurden alle von den Behörden beschlagnahmt und in das Aysl gebracht, da diese beispielsweise in einem Zirkus untergebracht waren, die die Tiere nicht artgerecht hielten.

Den Puma fanden Polizisten, als sie die Unterkunft von Kinderschändern und Schwerkriminellen durchsuchten, in einem Käfig, der nicht einmal 6 qm groß war. Auch der Polarfuchs stammt aus illegaler Zucht, der einer Dame an einer Autobahnraststätte zum Kauf angeboten wurde. Als sie bemerkte, dass sie einen Fehler gemacht hatte, wendete sie sich an das Raubkatzenasyl, das den neugeborenen, noch nicht mal 500 Gramm schweren Polarfuchs aufnahm. Da der Babypolarfuchs besondere Pflege benötigte, nahm Herr Neuendorf ihn bei sich zu Hause auf und sorgte sechs Wochen liebevoll für ihn. Jetzt ist er ein einem eigenen Gehege untergebracht und hört wie ein kleiner Hund auf Olaf Neuendorf.

Doch warum die Tiere nicht wieder in die Wildnis zurückbringen, da wo sie herkommen und es ihnen wahrscheinlich am besten gehen würde? Das große Problem dabei ist, dass die Tiere bereits an Menschen gewöhnt sind und davon ausgehen, dass Futter auch immer etwas mit Menschen zu tun hat. So wären sie in der Wildnis nicht fähig, sich selbstständig zu ernähren und würden dort nicht lange überleben.

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Artgerechte Haltung

Als wir Olaf Nuendorf fragten, ob die Tiere hier artgerecht und den Vorschriften gemäß gehalten werden, antwortete er:“ Naja, was ist schon artgerecht? Artgerecht wäre eigentlich nur ihre eigentliche Heimat, wir sprechen hier immer vor artverträglich. Allerdings sind wir selbst mit der Situation etwas unglücklich und machen auch kein großes Geheimnis daraus, dass man den Tieren mehr Platz bieten sollte.“ Trotz allem hält sich der Verein natürlich an das sogenannte Säugetiergutachten, dass bestimmte klimatische Bedingungen, bestimmtes Futter oder Größe des Geheges für das jeweilige Tier vorschreibt.

Natürlich sind Tiger, Luchs & Co. aber vorschriftsgemäß untergebracht und leben in Gehegen, die den Vorgaben der Behörden entsprechen. Trotzdem wünscht sich der Verein, den Tieren natürlichere Käfige bieten zu können – Beton und Fliesen ist wahrscheinlich nicht gerade das, wonach sich ein Tiger sehnt.

Auch über die Sicherheit braucht man sich selbstverständlich keine Gedanken zu machen. Die Gehege sind durch das Ordnungsamt geprüft, absolut sicher und geben den Raubkatzen keine Möglichkeit, einen kleinen Spaziergang durch Wallersdorf zu unternehmen.

Finanzierung

Die Finanzierung des Raubkatzenasyls gestaltet sich allerdings nicht so einfach, die einzige Einnahmequelle sind nämlich Spenden. Ohne diese Unterstützung wäre es dem Team nicht möglich, die Tiere mit Futter zu versorgen und das Aysl in Stand zu halten.

Da das Raubkatzenasyl-Team nur aus einem Tierpfleger und zwei Bundesfreiwilligen besteht, sind sie weiterhin auf ehrenamtliche Helfer angewiesen. Diese sorgen neben ihrem Job am Wochenende oder nach Feierabend für das Wohl der Tiere und sind unverzichtbar für das Asyl.

Zukunftsprobleme

Allerdings besteht ein großes Problem: Das Grundstück, auf dem sich das Raubkatzenasyl befindet und das der gemeinnützige Verein gepachtet hat, steht zum Verkauf. Stolze 600.000 Euro müssen hingeblättert werden, um das Grundstück zu erwerben. Genau deswegen macht das Raubkatzenasyl seit Oktober 2016 verstärkt Werbung und bittet um Spenden. Allerdings will das Raubkatzenasyl das Grundstück nur dann kaufen, wenn sie auch den an das Gelände anschließenden Wald erhalten. Dieser würde ihnen endlich die Möglichkeit eröffnen, das Asyl zu vergrößern und für die Tiere mehr Platz zu schaffen.

Einzige Auffangstation in Deutschland

Denn sollte jemand dem Verein zuvor kommen und sich dazu entschließen, das Gebiet zu kaufen und darauf dann etwas ganz anderes zu erbauen, sieht es für die Raubkatzen und ihr Zuhause sehr schlecht aus. Da das Raubkatzenasyl in Wallersdorf die einzige Auffangstation für Wildtiere in Deutschland ist, droht diesen dann nämlich die Abschiebung in andere Länder. Auch die Möglichkeit, die Tiere in Zoos zu geben, scheidet leider aus. Die Tiergärten führen Arterhaltungsprogramme durch und nehmen somit nur reinrassige Tiere bei sich auf.

Anträge abgelehnt

Schon oft hat der Verein Anträge beim Bayerischen Landtag gestellt, um finanziell ein wenig staatliche Unterstützung zu erhalten, diese wurden aber immer wieder abgelehnt. Die Reptilienauffangstation in München beispielsweise erhält jährlich 330.000 Euro, soviel benötigten sie aber gar nicht, so Olaf. „Wir wollen auf dem Rücken der Tiere keine Spielchen treiben oder Machtkämpfe austragen, uns geht es einzig und allein um das Wohl der Tiere.“

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Bei monatlichen Futter-Ausgaben in Höhe von 1000 Euro, kann man gut verstehen, warum der Verein besorgt ist und weiterhin um Spenden und Unterstützung bittet.

Tag der offenen Tür

Einmal im Monat findet im Raubkatzenasyl ein „Tag der offenen Tür“ statt. Einen Besuch dort kann man nur wärmstens empfehlen! Nicht nur, dass der Eintritt und die Führungen, die zu jeder vollen Stunde beginnen, kostenlos sind – zu zusehen, wie liebevoll die Mitarbeiter sich um ihre Tiere kümmern und darum bemüht sind, ihnen endlich -so gut es eben geht- ein schönes Zuhause zu geben, ist wirklich rührend.

Nach den Führungen kann man sich im Tigercafé noch ein Stück selbst gebackenen Kuchen bei einer Tasse Kaffee schmecken lassen – und vielleicht auch eine kleine Spende da lassen.

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