Lauras Aufreger der Woche
So viel Liebe auf Ansbachs Straßen
Erst mal stehen bleiben und intensiv knutschen. Inmitten Ansbachs Innenstadt, weil es sonst keinen schöneren Ort gibt, um seine Liebe auszuleben oder deshalb, weil man seine Triebe einfach nicht mehr gebändigt bekommt. Vielleicht aber auch nur, weil man ein wenig mit seinem Partner angeben möchte.
„So muss es ziemlich vielen Ansbacher Pärchen gehen“, denke ich mir jedes mal, wenn ich durch die Stadt schlendere und an knutschenden Menschen vorbeilaufe. Wenn ich richtig Pech habe, dann küssen sich diese vermeintlichen Traumpärchen nicht nur vor Ansbachs Sehenswürdigkeiten– nein, sie schießen auch noch Selfies dabei und posen für’s Smartphone! Nicht dass es mich etwas angehen würde, aber sie gehen mir trotzdem ziemlich auf die Nerven, diese scheinbar überglücklichen Paare, die einen eigentlich intimen Moment in der Öffentlichkeit zur Schau stellen und dann auch noch in Form von Fotos festhalten. Wahrscheinlich um sie dann mit all denjenigen Menschen, die diesen unglaublich reizvollen Moment nicht live vor Ort erleben können, auf anderen Wegen zu teilen.
Noch mehr #Couplegoals auf Instagram
Davon gibt es auf Instagram übrigens unzählige Beiträge. Wem Liebespaare und Romantik genauso auf den Keks gehen, wie mir, der sollte sich die Fotos unter den Hashtags #couplegoals oder #relationshipgoals lieber nicht ansehen. Unter diesen Hashtags findet man nämlich überglückliche Pärchen, die ihre scheinbar unendliche Liebe in Form von Selfies oder Knutschfotos mit ihren Followern und der Welt teilen. Ihre #couplegoals (also das, was sie unter einer optimalen Beziehung verstehen)? Perfekt gestellte und anschließend gut bearbeitete Fotos von richtig romantischen Momenten mit dem oder der Liebsten!
Geht Intimität verloren?
Aber wie wahr und innig kann die Liebe zwischen diesen Pärchen denn tatsächlich sein? Selbst wenn es sich dabei um wahre Liebe handeln sollte, wie wahr und innig können diese #couplegoals Momente auf Instagram sein? Und warum muss man diesen intimen Moment, der eigentlich nur zwei Menschen etwas angeht in der Öffentlichkeit zeigen? Ist Liebe nicht etwas völlig intimes? Etwas, woran andere gar nicht teilhaben sollten, weil es sie nicht betrifft?
In Zeiten von Social Media sind diese eigentlich rhetorisch gemeinten Fragen doch gar nicht so eindeutig zu beantworten. Es scheint so, als würde Intimität verloren gehen und der Drang zur Selbstdarstellung immer mehr zunehmen. Wäre ja auch schade, würde man die zum Valentinstag bekommenen Rosen nicht sofort auf Facebook, Instagram, Snapchat verbreiten! Aber ganz ehrlich, liebe Traumpaare, eure #relationshipgoals finde ich mittlerweile einfach nur #annoyingasfuck…
Anmerkung der Redaktion
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