Geschäftsführerin von Avocadostore.de kommt aus Ansbach
Zum zweiten mal ermittelten das Nachrichtenmagazin Focus und das Statistik-Portal Statista die 500 Unternehmen mit dem größten Umsatzwachstum zwischen den Jahren 2012 und 2015 in Deutschland. Avocadostore.de unter Ansbacher Geschäftsführerin Mimi Sewalski wurde erneut als Wachstumschampion ausgezeichnet. Der Online-Marktplatz für Eco Fashion und Green Lifestyle liegt sogar noch vor dem Branchenriesen Zalando. Im Interview spricht die 36-Jährige über Ihren Erfolg und Ihre Heimatverbundenheit zu Ansbach.
Ansbach Plus: Frau Sewalski, Avocadostore.de wächst derzeit schneller als Zalando oder Home24. Wie wird man Geschäftsführerin von so einem erfolgreichen Unternehmen?
Mimi Sewalski: Nach dem Abitur am Ansbacher Platen-Gymnasium bin ich nach München, um dort Soziologie und Kriminologie zu studieren. Als ich mein Studium beendete, bin ich nach Tel Aviv, Israel. Dort habe ich für Startups gearbeitet, im Bereich Marketing und Vertrieb. Nach mehreren Jahren in Tel Aviv bin ich dann 2008 in Hamburg gelandet. Dort habe ich für mehreren Agenturen gearbeitet, bis ich eines Morgens festgestellt habe, dass ich mir viel lieber Strategien für Kunden ausdenke, hinter deren Produkt ich stehen kann. Die Konsequenz war, dass ich die Kündigung eingereicht habe, um erst mal in einem Restaurant zu arbeiten, in einer Pfälzer Stube mitten in Hamburg.
A+: Wie sind Sie dann zum Avocado Store gekommen?
M. Sewalski: Während meiner Zeit im Restaurant habe ich begonnen ehrenamtlich und auch freiberuflich für grüne Projekte zu arbeiten. Das waren zum Beispiel Eventagenturen, die nachhaltige Events organisiert haben oder auch Social Startups, die Support brauchten. Auf einem der Events hat mich der Gründer von Avocadostore.de angesprochen und so bin ich kurz nach der offiziellen Gründung miteingestiegen.
A+: Können Sie kurz die Philosophie des Avocado Stores beschreiben?
M. Sewalski: Avocadostore.de möchte für jedes herkömmliche Produkt eine nachhaltige Alternative anbieten. Viele Leute denken beim Wort „Öko“ an Wollpullis und Müsli. Wir wollen zeigen, dass diese Zeiten vorbei sind und es ganz leicht ist, seinen Lebensstil etwas nachhaltiger zu gestalten. Nachhaltige Kleidung steht herkömmlichen Marken in nichts mehr nach, auch preislich. Als Avocadostore.de 2010 gegründet wurde, gab es vor allem in Berlin viele junge Startups, die faire Mode produzierten, die stylisch und modisch war. Die Kernidee von Avocadostore.de ist es, diese Produkte auf einer Plattform zu versammeln, so dass der Verbraucher sie schnell unter einer Adresse findet.
A+: Haben Sie ein persönliches Lieblingsprodukt aus Ihrem Store?
M. Sewalski: Bei unseren inzwischen 100.000 Produkten von über 550 Anbietern wechselt das öfter mal, aber momentan ist es eine Trinkflasche von „24bottles“. Ich hab sie immer dabei und fülle sie mit Tee oder Leitungswasser, um keine Wasserflaschen aus Plastik kaufen zu müssen.
A+: Woher stammt Ihre grüne Ader?
M. Sewalski: Mein Opa war Hobbyjäger und schon als Kind habe ich mit ihm oft Tier- und Naturdokus gesehen oder war auch mit ihm und unserem Hund im Wald. Ich denke, das hat mich bestimmt geprägt. Da ich im Ländlichen aufgewachsen bin, war ich einfach viel in der Natur. Später in der Grundschule habe ich den „Club der Mülleimer“ gegründet, das heißt ich bin mit Freundinnen durch das Dorf und die Umgebung und wir haben den Müll gesammelt, den wir auf der Straße gefunden haben. Mein Interesse für den Umweltschutz hat nie aufgehört und ich habe mich immer gefragt, was ich tun kann, um die Umwelt zu schützen und was für den Naturschutz zu tun.
Wo sehen Sie den Avocado Store in den nächsten fünf Jahren?
M. Sewalski: Ich wünsche mir, dass das Thema Eco Fashion und bewusster Konsum es aus der Nische in den Mainstream schaffen. Avocadostore.de soll in den nächsten fünf Jahren zur ersten Adresse für nachhaltigen Konsum werden und die besten Produkte und Marken für den Kunden bereitstellen. Bisher werde ich oft gefragt: Wieso ist Bio so teuer? Ich wünsche mir, dass in den nächsten Jahren immer mehr Menschen fragen: Warum sind herkömmliche Produkte eigentlich so billig?
A+: Sind Sie mit Ihrer Heimat Ansbach noch verbunden?
M. Sewalski: Auf jeden Fall! Ich bin stolz auf meine fränkische Herkunft, da die Franken kulinarisch für mich ganz vorne mit dabei sind und auch die Landschaft finde ich wunderschön. Meine Familie lebt in der Nähe von Bechhofen und dort gibt noch echte Bäcker und Metzger, wo ich mir immer gerne einen kleinen Vorrat mit nach Hamburg nehme. Ich finde es toll, dass sich diese kleinen Läden noch gegen die Discounter halten können, obwohl ich auch bei jedem Besuch feststelle, dass wieder ein Discounter mehr da ist und ein regionales Geschäft weniger. Ok, die Discounter sind günstiger, aber spätestens wenn die Einzigartigkeit und die Qualität der kleinen Läden weg ist, werden wir sie vermissen.