Am Sonntag (13. Juli 2014) um 11 Uhr hat das Lions Hilfswerk Ansbach, genauer der Damen-Lions-Club Christiane Charlotte e. V., zu Poesie, Lyrik und Dichtung geladen.
Meinen Sonntag-Vormittag hätte ich normalerweise anders gestaltet. Aber ich bin pünktlich da und zahle die 15 € Eintritt. Und: Ich bin auf eine zähe Lesung vorbereitet. In Erwartung einer trockenen Veranstaltung bin ich hocherfreut, dass schon zu Beginn Sekt ausgeschenkt wird, und meine Stimmung wird ein bisschen feuchtfröhlicher, woraufhin ich statt der 3 € für ein Gläschen ganz in Geberlaune einen 5 €-Schein in die Spendenbox werfe. Ist ja für einen guten Zweck!
Ich suche mir und meinem Glas zwischen den überraschend zahlreich erschienenen Frauen, unter die sich zwei, wie ich finde mutige, Männer gemischt haben, einen Platz. Und da liegt es: Ein Gedicht von Annette von Droste-Hülshoff. Ich hatte gehofft, sie mit dem Abitur oder spätestens der Währungsumstellung auf den Euro hinter mir gelassen zu haben. „So hat mich das viele Denken zuletzt noch nüchtern gemacht.“ (aus: Ada Christen, (1839 – 1901), „Champagner“))
Doch am Ende von „Am Turme“ spricht mir Droste-Hülshoff fast aus der Seele: „Nun muß ich sitzen so fein und klar, gleich einem artigen Kinde“.
Das „Bühnenbild“ ist passend zu einem Citrushaus erfrischend! Vor der Sichtbetonwand: Ein Tisch mit roten Stoffbahnen und Manuskripten.
Claudia Kucharski, Theater Kopfüber, und Atischeh Hannah Braun, Theater Ansbach, beginnen mit ihrem Programm – beide in Rot und auch einander scheinbar ein rotes Tuch. Und auch ich sehe rot: Poetisch am Stehtisch? Skeptisch!
Aber da geht die Vorstellung schon los – und zwar mit „Trink Champagner!“. Gut, nur ein Sekt, aber ich finde, ich mache es ganz gut für einen Besucher. Kucharski und Braun schenken erst sich Champagner und Sekt, dann uns Publikum zumindest verbal reinen Wein ein. Abwechselnd und abwechslungsreich geht es um Eros, um weibliche Ästhetik, um Sehnsucht und um Abschied.
Beim Alkohol wie bei der Lyrik vertrete ich die Meinung, die Dosis mache das Gift. Doch die charmant präsentierte Literatur in Form eines poetischen Zwiegesprächs ist so kurzweilig, dass ich kaum glauben mag, dass eine Stunde vergangen ist, und kaum zugeben mag, dass ich dies tatsächlich schade finde!
Die beiden Damen in Rot versöhnen sich und sind einander am Ende dann doch ganz grün:
„Ich wollte Dir immerzu viele Liebesworte sagen…“ und besiegeln es mit einem Kuss.
Erst habe ich SCHWARZ gesehen, dann ROT, und am Ende festgestellt, dass meine Entscheidung heute für einen Besuch im Hofgarten GOLDrichtig war. Und wenn das kein Zeichen für einen erfolgreichen WM-Final-Abend ist, dann WEISS ich auch nicht…
Mein Resümee: Der Name der Benefiz-Veranstaltung war Programm und zieht sich wie und als ein roter Faden durch selbiges: Die beiden Akteurinnen sind tatsächlich wort-starke Frauen. Und die Stunde war wirklich ein Gedicht! Danke!
(Text und Fotos: Karin Obermillacher)